(414) Busnapping

Heute muss Frau Life Science ein wichtiges Thema ansprechen, denn es kann jeden treffen: Busnapping. Es entführt Sie am helllichten Vormittag ein Bus und verschleppt Sie in irgendeine Mozart-Straße, Busseallee oder zum Oberhofer Platz. Obwohl Sie da nie hinwollten. Das finden Sie lustig? Ist es ja auch – nur nicht, wenn es Sie gerade frisch erwischt hat.

Busnapping gibt es auf mehreren Buslinien und es läuft folgendermaßen ab:

Sie benutzen monatelang denselben Bus, also eine bestimmte Linie mit entsprechender Nummer. Er bringt Sie zuverlässig ans Ziel. Doch dann passiert es. Es reicht eine winzige Abweichung in ihrem ansonsten verlässlichen Zeitplan. Das Kind soll wegen einem Ausflug eine halbe Stunde früher in der Kita sein, Sie müssen länger bei der Arbeit bleiben, irgend so etwas. So werden Sie zum Opfer. Sie steigen in den vermeintlich gewohnten Bus, die so vertraut wirkende Nummer, nur eben zu einer anderen Uhrzeit. Vielleicht fällt Ihnen noch auf, dass neben der Busnummer am Kopfschild des Busses eine andere Endhaltestelle angegeben ist. Sie gehen davon aus, dass dies SIE nicht betrifft, sondern dass der Bus nach der Anfahrt Ihres persönlichen Ziels einfach nicht mehr die volle Linie abfährt. Denn diesen Straßennamen, der da angeschlagen ist, haben Sie noch nie gehört. Geht Sie ja nichts an.

Nun ja. Die Mozartstrasse geht Sie so lange nichts an, bis Sie genau dort stranden. Der Entführungs-Bus folgt nämlich zunächst seiner gewohnten Route, bald sind Sie da, denken Sie noch. Doch dann schert er aus, fährt die Ihnen fremde Haltestelle an und stoppt. Sie und eventuell weitere, ähnlich konsternierte Busnappings-Opfer werden mittels einer Durchsage vom Band rausgeschmissen; der Busfahrer verriegelt die Türen und raucht, trifft Kollegen oder läuft davon – macht also alles, außer Bus fahren.

Sie wurden also nicht einfach nur VOR der Endhaltestelle am Weiterfahren gehindert, was beherrschbar wäre, sondern Sie werden von der Route gezielt weggeführt. Ins Nirgendwo.

Da stehen Sie nun, kennen sich überhaupt nicht aus und jetzt müssen Sie erstmal sehen, wie Sie von hier aus einen „richtigen“ Bus bekommen.

Frau Life Science ist natürlich empfänglich für derartige Irrungen und Wirrungen. „Abenteuer Alltag“, kommentierte neulich ein Herr, als Frau Life Science durch den AUSgang IN den Norma stürmte und im Windfang stecken blieb. Die Türmechanik des Ausgangs reagierte nicht auf Eintretende. Hä? Wo bin ich?

Nun ist das mit dem Busnapping aber auch dem Lifescientisten passiert. An seinem Geburtstag. Er konnte sich nur noch mithilfe eines der Fahrdienst-App Uber aus seiner Lage befreien. Macht aber nix. Halber Preis bei Uber, im September, stellt er fest.

Das mit dem Rabatt machen sie bei Uber, damit der Dienst bekannter wird. Gut so, dass ihn keiner kennt. Die Damen, die am KiTa-Eingang abhängen, denken jedenfalls, Frau Life Science wird einfach so mit Kind und Kuchen von ihrem guten Kumpel Ibrahim im weißen Mercedes zur Einrichtung gebracht. Sie kommen nicht auf die Idee, dass Frau Life Science einfach ihr Leben nicht angemessen plant und sich mit modernen ad hoc Dienstleistungen aus der Patsche hilft.

Das gönnt sich Frau Life Science natürlich nur im Ausnahmefall. Aber immerhin riskiert sie mit der Taxi-App in der Regel keine Entführung!

Datei:Oberhofer Platz Petruskirche 01.jpgBild: Harald Rossa, 2006 – Wikimedia Commons

Oberhofer Platz in 12209 Berlin. Schön hier, aber hier wollten Sie gar nicht hin! 

 

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