(426) Mobilitätskonzepte

Familie Life Science hat zwar kein eigenes Auto, dennoch steckt sie jede Menge monetäre und physische Kraft in ihre Fortbewegung.

Als Ergänzung zum großen Gelben halten sie sich einen einfachen Tretroller, mit dem der Forschernachwuchs theoretisch rollert, praktisch aber viel zu oft mit der flachen Hand der Mutter an den Schultern angeschoben wird. Das kostet verhältnismäßig wenig Energie, ermöglicht aber ein erstaunlich gutes Fortkommen. So kriegen Mutter und Kind fast jeden Bus und schaffen es rechtzeitig zum Morgenkreis in den Kindergarten.
(Wenn jemand fragt, „warum schiebst du denn dein verwöhntes Einzelkind anstatt  dass es selber fährt?“, dann antwortet Frau Life Science: „Warum fährst du deines mit dem Auto an die Kita-Tür?“)

Die Strecke zur Zweit-Heimat Südbaden legt die Familie stets mit dem ICE zurück. „Kommen wir im Hellen an?“ möchte das Kind vor jeder Abfahrt wissen. Die Antwort war noch nie Ja. Ohne Umsteigen sieben Stunden ab Berlin Hauptbahnhof. Mit Umsteigen vom näher gelegenen Bahnhof Südkreuz theoretisch etwas kürzer, aber oft klappen die Anschlüsse nicht. Das Ausfüllen des Fahrgastrechtebogens gehört sowieso beinahe standardmäßig zur Nachbereitung jeder Reise. Und sei es nur für eine nicht genutzte Reservierung. Mit schlechtem Service sollen die Deutsche Bahn viel Arbeit haben.
Bei der Fahrkartenkontrolle gibt der Schaffner meist eine sogenannte Kinderfahrkarte aus, die der kleine Vielfahrer im Bordrestaurant gegen ein Spielzeug eintauschen kann. Die Mini-Zugkollektion, die man dabei zwangsläufig sammelt, ist weit weniger umfangreich als das Reiseaufkommen der Life Sciences, darum sind einige Sammlerstücke inzwischen vierfach vorhanden und es ist kein Ende abzusehen.

Dennoch lockert eine Eintauschaktion im Bordrestaurant jede Zugreise auf, genau wie eventuell mitreisende Kinder, die man auf eine Partie UNO einladen kann. Sollte das nicht der Fall sein und sollte man mit uno Kind UNO spielen müssen, wird`s gerne zäh.
Frau Life Science, nicht immer, aber oft genug die einzige begleitende Erziehungberechtigte, fühlt sich nach so einer Reise und den zugehörigen Bahnhofstransfers wie nach einem sehr harten Arbeitstag, gerädert eben – geschafft hat sie aber wie immer nichts.

In Südbaden gibt es neue Mobilitätsanforderungen. Man muss ja noch aufs Land. Und weil einen zu Unzeiten keiner am 35 km entfernten Bahnhof abholen kann und soll, und man vor Ort sowieso auch mobil sein muss, ist Carsharing angesagt.
Also aus dem Zug steigen, (Kind schläft im Stehen, weil man schon wieder nicht im Hellen, sondern mehr so in der späten Nacht angekommen ist), Kindersitz (groß, leichtgewichtig, mit Tragerucksack) auf den Rücken schnallen, Koffer zum Parkplatz ziehen, vorreserviertes Fahrzeug anhand der Autonummer identifizieren und durch Auflegen der Chipkarte auf die Windschutzscheibe öffnen. Tschick.
Schlüssel aus dem Handschuhfach nehmen,  den mehr als gesprächigen Bordcomputer mit PIN starten, losfahren. Das Tanken zahlt die Firma, waschen und saugen muss man auch nicht, lediglich später die saftige Rechnung (Stunden- oder Tages- oder Wochenpauschale plus Kilometerkosten) zahlen. Manche Dinge und manche Serviceleistungen sind jedoch unbezahlbar.
Ärgerlich nur, dass Familie Life Science immer eine ICE-Haltestelle weiter fahren muss als notwendig, weil es bei der bevorzugten Haltestelle nicht das richtige Carsharing-Angebot für sie gibt. Wieder ein doofer Zeitverlust. 

Ein bisschen ärgerlich ist ebenfalls, dass Carsharing im Life Science Kiez in Berlin trotz Großstadterwartung nicht flächendeckend verfügbar ist. Zum nächstgelegenen einzigen Mietfahrzeug muss Frau Life Science mit dem Fahrrad hinflitzen und danach zurückfahren, um die restliche Familie einzusammeln. Umständlich, aber besser als nichts. Nutzen tut Familie Life Science es aber selten.

Frau Life Sciences ganz persönliche Forderungen zur Mobilität:

  • Ausbau von Carsharing: Viel mehr Fahrzeuge an ICE-Halten und ein dichteres Fahrzeugnetz in der Fläche
  • Umsteigefreie Verbindungen ab Bahnhof Südkreuz Richtung Basel oder Anschlussgarantie
  • Pünktlichere Züge
  • Mehr unterschiedliche DB-Sammelzugmodelle für Nachwuchslokführer oder einfach keine, aber bitte nicht immer die gleichen

Darf ich vorstellen? Robbi Regio, Nick Nachtzug, Günni Güterzug, Der kleine ICE, Ida IC und Opa Adler. Es fehlt: Benni IC Bus

7 Gedanken zu “(426) Mobilitätskonzepte

  1. Benni Bus ist bei uns – trotz zahlreicher Zugreisen – bisher auch nur in einmaliger Ausführung in der Kollektion. Offensichtlich das exklusivste Mitglied der „Bahnfamilie“… 😜 Herzlichen Gruß, Sarah

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