Wenn ich noch Zeit hab, kümmere ich mich um deine Gewalterfahrung!

In Frau Life Sciences Schulklasse kamen in den letzten Wochen zwei Problemfälle zum Vorschein, aufgedeckt von jungen Kolleginnen, die ihren Dienst mit offenen Augen und Herzen machen.

Beide Fälle haben mit Kinderschutz zu tun, mit körperlicher und im anderen Fall möglicher sexueller Gewalt außerhalb der Schule.

Es ist klar, was zu tun ist, welche Beratung man in Anspruch nehmen kann, das Team steht zusammen, alle geben ihr Möglichstes. Sitzungen mit X und Y sind anberaumt, und zwar jetzt gleich und nicht übernächsten Monat, ist klar. Die Sache läuft.

Was auch klar ist: die Tätigkeit kommt obendrauf. Was soll man auch streichen? Die Korrekturen des Aufsatzes ? Die Zeugnisse? Den Waffelverkauf? Die Konferenz?

“Sehr geehrte Eltern! Der für morgen geplante Ausflug muss leider ausfallen. Wir benötigen sämtliche Personalresssourcen, um Ihre privaten häuslichen Verhältnisse zu ordnen. Wir bitten um Ihr Verständnis!“

Wer als Lehrperson Auffälligkeiten bei Kindern in der Schule beobachtet, darf sie anschließend mehrere Wochen ehrenamtlich selbst bearbeiten, zusätzlich zu den bereits vorhanden nicht berücksichtigungsfähigen Überstunden (die Ferien sind rausgerechnet, man geht von höherer Wochenarbeitszeit in Schulwochen aus).

Es gibt natürlich auch Sozialarbeiter. Aber es reicht nicht. Der Sozialarbeiter hat mehrere hundert Kinder. Er kennt die Betroffenen gar nicht persönlich. Er kann nicht spontan Hochdelikates übernehmen.

Wer als Lehrperson also hinguckt oder wachsame Leute im Team hat, der hat viel zu tun. Wer wegsieht, der hat seinen Feierabend. Auf einem idealen Bearbeitungsstand ist der eine Fall bzw. die Vorgeschichte übrigens nicht. Es geht gerade so. Aber wen wundert‘s?

Liebe Gesellschaft!

Wollen wir das?

Oder wäre es Zeit für die Umsetzung der gesetzlich längst vorgeschriebenen Pflicht zur Zeiterfassung?

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