Urlaubsdisziplin

Familienurlaub ist ja so ne Sache. Wer hat eigentlich Urlaub? Mütter? Väter? Kinder? Oder gar keiner? Und wer packt?

Familie Life Science rettet sich in letzter Zeit imme in Fanilienhotels der bekannten Kette FAMILAUB. Zelten wäre billiger, aber die Familie Life Science kann sich einfach keinen günstigen Urlaub mehr leisten.

Die Forschung kommt nämlich auch im Urlaub nicht ganz zur Ruhe, die freien Tage sind rar und müssenmüssenmüssen erholungstechnisch maximal ausgeschöpft werden. Daher ist es nicht denkbar, dass man noch irgendwas in einer Ferienwohnung zubereitet, am Ende noch dafür einkauft, man schafft es einzig und allein zu einem gut bestückten Buffet zu taumeln und das Geschirr an Ort und Stelle stehen zu lassen.

Frühdienst, abwechselnd. Immer ein Elternteil darf länger schlafen.

Kinderbetreuung gibt es bei FAMURLAUB zum Glück auch. Merke: Je teurer die Buchung, desto netter die BetreuerInnen. Aber der Große braucht sowieso gar keine Betreuung, er betreut sich selbst, sobald er auf der Anlage Anschluss gefunden hat. So ein abgeschlossenes Außengelände ist ja doch ein relativ sicheres Umfeld, wo ein Achtjähriger sich frei bewegen kann.

„Dich kenn ich doch!“, ruft er plötzlich, als er auf dem einladenden Hotelspielplatz einem Jungen mit Union-Trikot in die Arme läuft. Leon ist das. Leon aus Berlin. Leon und Forschernachwuchs haben schon auf Usedom gerne miteinander gespielt. Jetzt in Österreich! Hauptgewinn! Kind beschäftigt die nächsten Tage.

Nach den ersten zwei Jahren Tagen wollen die Ferienfreunde zusammen die Handball-Olympiade gucken. Warum nicht? Fernseher gibts genug im Hotel und man hat ja sonst nichts vor. Frau Life Science versucht das Treffen der Kinder über die Eltern zu arrangieren. Die andere Mutter findet das mit Olympia auch total super, aber sie plädiert auf Begrenzung auf die zweite Halbzeit. Als die erste Halbzeit anfängt, kicken Leons Eltern mit den Kindern auf dem Spielplatz, sodass Leon die angegangene Handballübertragung gerne noch etwas vergisst.

Frau Life Science ahnt schon, hier wird medienpädagogisch in einer anderen Liga gespielt. Gemeinschaftliches Schauen der Olympiade wird in der Life Science Familie gar nicht als „Medienzeit“ angerechnet, sondern als Bildungsfernsehen, und selbstverständlich darf das Spiel vom Anpfiff bis Verlängerung geguckt werden und noch mehr, wenn‘s sein muss. Die andere Familie richtet ihren Tagesablauf darauf aus, das Kind von der Sendezeit abzulenken. Lobenswert! Aber woher nehmen sie die Energie?

Die Ferienfreunde spielen auch gerne Brett- und Würfelspiele, Leons Eltern haben die neuesten Ausgaben und beherrschen sie nicht nur, sondern spielen auch gerne stundenlang mit. Mitspielen? Frau Life Science geht da lieber in Deckung, sobald sie abkömmlich ist. Sie kümmert sich um das Herzmädchen oder flüchtet aufs Zimmer um: NICHTS zu tun.

Am nächsten Morgen kommt ihr auf dem Weg zum Buffet die Mutter von Leon von Joggen entgegen. Hallo!

Als sie nach ein paar Tagen abreisen, treffen sie Leons Familie auf dem Weg zum Wanderpfad. Sie machen schon wieder eine Unternehmung, obwohl das Hotel „Hierbleiben“ schreit. Lunchpaket haben sie eingepackt, die astreinen Wanderschuhe in Größe 26-46 sind fest geschnürt und Frau Life Science hat keinen Zweifel, dass Leon und sein kleiner Bruder den Berggipfel und die Almhütte erreichen werden, da sie selbst und der Forschernachwuchs ja gestern auch schon das erste Viertel des Wanderpfades geschafft haben.

Die Kinder haben mit krakeligen Ziffern Handynummern der Eltern aufgeschrieben und miteinander getauscht. Die Familie wohnt in Weißensee.

„Ich möchte die auf keinen Fall treffen“, raunt Frau Life Science dem Lifescientisten zu, als sie auf der Autobahn sind.

4 Gedanken zu “Urlaubsdisziplin

  1. Schönen Urlaub aus Spanien, wir wechseln alle 1-2 Tage das Quartier … auch nicht immer einfach, aber solch „Bekanntschaften“ sind per Reiseplan zeitlich begrenzt … 😉

    Uff … und im Zweifel sage ich, „ich muss morgen wieder ganz viel Auto fahren“ und mache mich dünn 😉

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