Unverhofftes Wiedersehen

Beim Schulfest ereignete sich etwas Unerwartetes.

Frau Life Science wurde gerade nicht gebraucht und nutzte die Zeit, bei herrlichem Herbstwetter ein wenig zu flanieren. Krautsalat aus den Schulgarten, Buttons mit krakeligen Schriftzügen und Babyfotos von Lehrer:innen – herrlich.

Auf der Treppe zum Altbau kam ihr dann eine Frau entgegen, die sie unverwandt anstarrte. Frau Life Science starrte zurück, denn sie erkannte diese Frau und sie gehörte definitiv nicht auf diese Treppe.

„Was machst denn du hier? Ich habe neulich erst an dich gedacht????“

„Und du??? Du arbeitest hier????“

Der Pulli verriet es, denn Frau Life Science trägt gerne Schulpullis – immer eine sichere Antwort auf die Frage „Was zieh ich an?“ (Schulpullis zahlt man übrigens komplett selbst, das kann sich ja auch keiner vorstellen.)

Die Frau, die vor 15 Jahren in derselben Stadt in Ba-Wü wohnte und die sie auf dem zweiten Bildungsweg in Freiburg kennengelernt hatte, hatte offenbar inzwischen den zweiten Wohnweg gewählt: Jetzt nach Berlin ziehen, ohne richtigen Grund.

Joa, kann man machen. Wenn man sonst keine Probleme hat?

Sie lebten nun also im selben Stadtteil, die Frau hatte offenbar denselben Arbeitgeber wie der Lifescientist und sie hatte ein Kind am Arm, von dessen Existenz Frau Life Science bisher nichts wusste, da es jünger als 15 Jahre war.

Viel jünger war es sogar, es sollte nämlich möglichst an Frau Life Sciences Grundschule eingeschult werden und wartete gespannt auf einen eventuellen Schulplatz. Daher der Festbesuch.

Und jetzt wird‘s ja irgendwie interessant: Kann Frau Life Science Einfluss nehmen auf die Vergabe der Schulplätze? Will sie Einfluss nehmen? Darf sie Einfluss nehmen? Welchen Einfluss hätte sie überhaupt?

Das ist ein weites Feld….

Frau Life Science hat von dem für sie spektakulären Treffen überall erzählt, aber sie ist soweit korrekt geblieben. Es gibt schließlich mehr als genug Günstlingswirtschaft in Berlin, dieser durch und durch korrupten Stadt. Sie will es nicht ankreiden und dann selbst ausprobieren.

Was sie aber richtig berührt hat, ist dieses unerwartete Treffen. Zweiter Bildungsweg, das war schon was, das war eine besondere und verbindende Zeit. Und diese Wieder-Begegnung vermittelte einen Hauch von Sinnhaftigkeit.

Als folgten die gewählten und die nichtgewählten Brüche im Leben der Frau Life Science doch einer gewissen Ordnung und einem geheimen inneren Zusammenhang.

Eine schöne Vorstellung.

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