Rechnen um Reis

Der Forschernachwuchs besucht seit Jahren den Hort an seiner Grundschule, seit diesem Jahr aufgrund seiner höheren Jahrgangsstufe, gebührenpflichtig.

Das ist gut investiertes Geld, er hat dort Freunde und Aufsicht, er ist beschäftigt. Hausaufgaben werden auch äh so halbwegs erledigt. Was will man mehr?

Nicht alle Familien älterer Kinder wählen diese Lösung, für viele endet die Betreuung bereits um 13:30 Uhr bzw. mit Schulschluss im Sinne der Verlässlichen Halbtagsgrundschule (VHG).

Die paar Hort-Schüler, die gemeinsam mit dem Forschernachwuchs länger bleiben dürfenmüssen, werden kapazitätsbedingt in die Essenschiene um 14:30 Uhr eingeteilt.

14:30 Uhr.

Welcher Erwachsene würde auf 8:00 Uhr ins Büro gehen wollen und um 14:30 Uhr zum Mittagessen?? Mahlzeit! Oder doch schon wieder Kaffeepause? Schräg.

Aber nicht nur das – ein weiteres Problem kommt auf: Die Verteilung von Schulessen ist ja eine Mangelverteilung. Je später man kommt, desto weniger ist da (und je besser es schmeckt, auch desto später weniger).

Eine Mutter fragt beim Elternabend freundlich nach, ob um 14:30 Uhr denn ausreichend Essen vorhanden sei.

„Aber natürlich. Es gab da nie ein Problem, es gibt auch jetzt keines und es wird auch nie eines geben.“

Niemand hat die Absicht, eine Mauer des Schweigens zu errichten.

„Ach so, klar. Danke für die Auskunft!“

Jeder Anwesende, der seine fünf Sinne halbwegs beisammen hatte, wusste, dass das jetzt gelogen war.

Im Urlaub, ausgerechnet im Hotelrestaurant (Buffet) erzählt der Forschernachwuchs beiläufig von Erzieher Herrn Z., der beim Essen immer Rechenaufgaben stelle, wenn der Nachschlag verteilt werde. Wer richtig rechne, erhalte die Portion.

„Was wird denn auf diese Weise verteilt?“, fragte Frau Life Science.

„Na der Reis zum Beispiel“, sagte das Kind, das gut im Rechnen ist.

Mangel an Grundnahrungsmitteln für Kinder, Berlin 2025.

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