Frau Life Science war auf einem Benefizkonzert für Kinder in Not. Es traten dort zwei Chöre auf und eine schrille Band und der Rahmen war kirchlich angehaucht. Stadtkirchen sind bekanntlich Frau Life Sciences Wohlfühlzonen: Bin Mensch. Darf sein.

Weil Advent und so, wurde „Wie soll ich dich empfangen“ von einer Solistin intoniert (das Lied ist von Paul Gerhardt aus dem Jahre 1653 und es groovt). Im Wechsel mit der Solistin durfte das Publikum singen. Unqualifiziert schräges Mitsingendürfen, wo man eigentlich zum Zuhören gekommen ist, trendet ja generell. Und das findet Frau Life Science gut.

Allein es fehlte dass Liedblatt.

(Es fehlte auch ein Gefäß für die obligatorisch zu überreichenden Blumensträuße, daher geriet ein türkisfarbener Putzeimer mit Aufdruck auf die Bühne und in den Mittelpunkt, aber das ist ein anderes Thema).

Wie muss man sozialisiert sein, um im Jahr 2023 auch nur eine einzige Strophe von “Wie soll ich dich empfangen” auswendig mitsingen zu können? Oder nachsingen, nachdem man es EINMAL gehört hat? So schön es ist?

Die Solistin sang also weitgehend allein, aber die konnte es auch und dem zum Mitsingen aufgeforderten Publikum fehlten die Worte.

Am Tag darauf war Adventsingen im Fußballstadion. Ein Familienevent. Auch dort fehlte – neben einem kompetenten Moderator – auch und vor allem wieder das Liedblatt. Oder meinetwegen ein Handycode, egal. Jedenfalls eine Textgrundlage. Denn irgendwo waren die Texte auf der Website des Vereins als pdf hinterlegt, aber wer bitte druckt sich die zuhause aus? Eher macht die 5a ihre Hausaufgaben.

Am Freitag vor Weihnachten ist Schulandacht. Jede/r Kolleg/In sollte überlegen und auf die Liste schreiben, was er oder sie beitragen kann.

Frau Life Science: Liedblätter erstellen und kopieren. Check!