„Ich wiiiilll aaaaaaaaber…“, schreit das Kind mit schmerzverzerrter Stimme.
„Das geht leider nicht, die Banane ist abgebrochen“, antwortet die Mutter sanft und sachlich.
Die Nichtwiederherstellbarkeit von Urzuständen, das ist schwierig bei Kleinkindern.
“Die Bamaneeeeee!!!”
“Sie ist abgebrochen, Schatz. Leider.“
Dieses gerade Bananendrama ist heute nicht ihres, und Frau Life Science lehnt sich zurück, auch wenn er noch die ganze Zugfahrt dauern sollte. Zu ersten Mal seit 8 Jahren eine länger Zugreise ohne ihre Kinder. Bananenkrisen anderer Leute findet sie direkt entspannend.
„Bähäää!!! Ich will meine Banaaaane.“
„Die Banane ist abgebrochen. Man kann sie so draufstecken. Aber es ist nicht mehr so fest. Willst du das so mal probieren?“
„Meine Banaaaaaaane.“
„Schatz, wir haben nur diese EINE Banane. Das tut mir leid. Ich verstehe, dass du es dir anders vorgestellt hast.“
Frau Life Science hätte, wäre sie darin verwickelt, vielleicht schon jetzt die Contenance verloren, ungeachtet ihres pädagogischen Hintergrunds. Aber die jüngere Frau ist aus anderem Holz geschnitzt.
“Schatz sie mal, so etwas passiert einfach manchmal, es ist schade, aber es passiert. Du bist sehr traurig, das verstehe ich.”
„Aber ech welllll aber….“
„Die ist leider abgebrochen. Das ist leider passiert. Da kann man nichts machen. Ich verstehe, dass du dich schlecht fühlst.“
„Aberechweeeeeelll“
„Das geht leider nicht, weil…“
Wie bewundernswert ist die Geduld! Aber ist es eigentlich noch die junge Frau, die hier eine Zugreise lang gebetsmühlenartig erwachsene Verständnissätze für den kindlichen Trotz produziert, oder ist es der Chatbot ihres Erziehungsratgebers?
Wie authentisch ist das? Und können die Kinder in anderen Settings auf diese Art Reaktion hoffen? Welche Väter arbeiten an diesem Projekt mit? Diese kritische Rückfrage möge erlaubt sein.
Nach so einer Zugreise ist man sowieso fertig, egal ob man auf die kindlichen Krisen mit bedürfnisorientiertem Chatbot oder mit Contenanceverlust reagiert. Vielleicht ist es in beiden Fällen gleich schlimm/anstrengend so wie die Erkältung mit Medikamenten 7 Tage dauert, ohne aber auch eine ganze Woche.
In diesem Sinne, Eltern aller Länder vereinigt euch. Und haltet es irgendwie gemeinsam aus! Es geht vorbei.
Zugfahrten alleine sind herrlich. Man schätzt das viel mehr, wenn man Kinder hat. 😄
Bei solchen Szenen kriege ich immer Ohren wie Rhabarberblätter und denke mir dann: “Siehste! Bei denen ist das auch so.” Je nach Tagesform ist mein elterlicher Chatbot aber auch irgendwann inop, wie man so schön sagt. Dann kommt nur noch ein genervtes “Jahaaa! Ich kann jetzt auch nichts machen! Was soll ich denn tun?!”, nur damit meine innere Erziehungspäpstin kopfschüttelnd neben mir steht und sich denkt: “Na, das war jetzt aber nichts!”
Liebe Grüße und eine angenehme Zugreise, Eva
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Herrlich, ich höre es bis hier …
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