Wagnis Ferienlager

Familie Life Science nächtigte mal wieder in ihrer Lieblingsjugendherberge. Die mit dem Bachlauf. Wenn Kinder Zugang zu einem Bachlauf haben, ist meistens alles gut. Sie müssen dann immer dringend einen Staudamm bauen und die Erwachsenen suchen sich am besten eine Sitzgelegenheit in Sichtweite.

Jugendherberge heißt auch: andere Gruppen. Dieses Mal ist es das Ferienlager eines Thüringer Anbieters namens „Lichtblick“. Dritte bis sechste Klasse so etwa. Als Frau Life Science ein paar von denen fragte, ob der Forschernachwuchs mitkicken dürfe, sagten sie ja, bevor sie zu Ende gesprochen hatte (er selbst traute sich nicht zu fragen).

Am nächsten Morgen beim Frühstück im Saal geriet Familie Life Science mitten in die Morgenbesprechung des Ferienlagers. Der Betreuer mit umgelegter Gürteltasche riet dabei zu stabilem Schuhwerk, die Schlappen könne man fürs Schwimmbad trotzdem einpacken und ein jeder richte sich bitte ein Lunchpaket, ob er meine, dass er das benötige oder nicht. Um 10:00 Uhr ginge es los.

Das Herzmädchen hatte dem Vortrag aufmerksam gelauscht, meinte jedoch, sie wolle lieber nicht mit dem Mann da mitgehen.

Herr und Frau Life Science hatten dafür Verständnis und sie entschieden, dass es ok wäre, dass das Kind bei seinen Eltern bliebe und man die Reise gemeinsam fortsetzte.

Nichtsdestotrotz: Ferienlager, was für ein Phänomen!

Frau Life Science spürte, es ging dort alles mit rechten Dingen zu. Alles war stimmig. Aber was für eine Verantwortung in den Händen dieser Leute. Tag und Nacht. Mit Leichtigkeit getragen, wenn man jung ist. Was alles schief gehen kann!

Und überhaupt: Dass die Kinder mitgekommen waren. Ihre eigene Schulklasse kriegte sie nicht zu vollen 100% motiviert für eine Klassenfahrt, dachte Frau Life Science. Und hier gingen teils noch jüngere Kinder mit Leuten mit, die sie das ganze Jahr nicht sehen?? Wie ging das?

Ein Junge hatte einen verstümmelten Arm. Er saß alleine am Frühstückstisch. „Oh je oh je. Was wird das?“, fragte sich Frau Life Science. Wie kam das Kind bloß zurecht? Das fragte sie sich so lange, bis sich ein anderes Kind zu ihm setzte und ihn zutextete.

Aber da war es schon Zeit abzureisen.

Ferienlager. Eine Sache für sich. Es gehört zu dieser Arbeit: jung zu sein, Vertrauen und noch mehr Vertrauen.

Und es ist etwas sehr Schönes, wenn es gelingt.

2 Gedanken zu “Wagnis Ferienlager

  1. Schöne, wahre Geschichte, danke. Oh ja, Vertrauen und Mut sind von
    jungen Verantwortlichen sicher leichter aufzubringen als von gestandenen
    Leuten wie uns. Am besten sind natürlich gemischte Teams: Da kann man
    einander inspirieren, zu mehr Vertrauen bzw. weniger Leichtsinn.

    Sylvia Schmieder
    Autorin, Dozentin, Lektorin

    https://sylvia-schmieder.de

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    Das Tagesgedicht auf YouTube:https://www.youtube.com/@dastagesgedicht-qb2dt

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