Kinder stören

Neulich unterbrach die Komikerin Carolin Kebekus das lineare Fernsehen (falls das überhaupt noch jemand guckt) und machte auf Kinderechte aufmerksam, zur besten Tatort-Sendezeit.

Für Kinderrechte sollte man tatsächlich öfter mal etwas unterbrechen. Zwar sind sie in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben, jedoch stehen sie bisher nicht im Grundgesetz und auch generell nicht im Fokus. Bei allem Anschein von Wohlstand und Verhätschelung: Wenn man den Alltag von Kindern aus dem Blickwinkel ihrer Rechte betrachtet, sieht es zum Teil leider nicht gut aus.

Das müsste nicht sein und das können wir uns auch gar nicht leisten. Kinder sind unsre Zukunft.

Das Recht auf Freizeit mal betrachtet, nur als Beispiel. Wo verbringt man, bzw. kind seine Freizeit? Auf dem Spielplatz. Für Wohnanlagen mit mehr als 6 Wohnungen sind in Berlin aus gesetzlichen Gründen Spielplätze bereitzustellen, in allen anderen Bundesländern gibt es vergleichbare Regelungen.

Ein solcher Wohnanlagen-Spielplatz von Herzmädchen und Forschernachwuchs wurde neulich auf Anweisung des TÜVs deinstalliert, nachdem der Verfall zunächst noch halbherzig mit Brettern und Latten aufgehalten wurde.

Man hielt es nicht für nötig, die Kinder mit einem winzigen Zettel oder dergleichen zu informieren, ehe man die geliebte Rutsche wegflexte und den windschiefen Ritterturm abschlug. Bei Parkplätzen hätte man vielleicht Bescheid gesagt.

Der Hausmeister gab auf Anfrage eine brummelige Auskunft. Wann die Spielgeräte ersetzt werden, wusste er allerdings auch nicht. Vermutlich wird die Angelegenheit mit genauso viel Leidenschaft von der gesichtslosen Wohnungsgesellschaft bearbeitet, wie die kaputten Kastendoppelfenster und die anderen Dinge, wofür der Hausmeister allerdings gar nichts kann.

Bis ein neuer Spielplatz kommt, werden die Kinder vermutlich bereits ihren Schulabschluss haben. Zum Glück sind sie mit der verbleibenden Wiese und dem klumpigen Sand auch zufrieden und mit der verwitterten Tischtennisplatte. Wie gut, dass sie sich nicht beschweren, denn als Kinder finden die sowieso kein Gehör, sollen froh sein, dass sie überhaupt draußen rumlaufen dürfen.

Apropos Spielplätze. Auch öffentliche und schulische nutzt man/kind ja regelmäßig. Jetzt im Sommer wäre davon eigentlich abzuraten. Beschattung ist da ja immer Glücksssache. Warum wird nie etwas gegen die knallende Sonne getan? Ja, Begrünung, Sonnensegel usw. sind teuer, Hautkrebs aber auch. Recht auf Gesundheit? Allerdings hält man es auf den glühenden Betonflächen sowieso nicht aus und bleibt in den heißen Wochen und Monaten lieber fern. Was soll’s. Die PlayStation ruft.

Man könnte endlos Beispiele aufzählen, wo Kinder es nicht wert scheinen, dass man in ihre Gesundheit und ihre Perspektiven investiert. Auch das diesjährige “Ferienprogramm” des hiesigen Schul-Hortes, das das Papier nicht wert ist, auf dem es gedruckt ist, ist mal wieder hart an der Grenze des Verstoßes gegen die oben genannte Konvention. Aber was soll‘s.

Frau Life Science und der Lifescientist geben sich nach wie vor alle Mühe bei der bestmöglichen Umsetzung der Kinderrechtskonvention bei ihnen zuhause und haben zum Glück die Mittel dazu. Aber es wäre doch schön, sie wären dabei nicht allein und die Unterstützung wäre etwas größer, auch und gerade für diejenigen, die weniger Ressourcen zur Verfügung haben.

Es war einmal ein Spielplatz bei der Wohnanlage

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