Kennen Sie das, wenn man von einem Zimmer ins andere geht, um etwas aufzuräumen, dort etwas findet, das zu einem weiteren Zimmer führt usw.?

Dann räumen Sie auch lauf – Sie laufräumen. So wie Frau Life Science.

Frau Life Science betreibt dieses ganz spezielle Hobby schon seit 9 Jahren mindestens, und zwar täglich. Dabei ist es zuhause nicht mal ordentlich, das ist merkwürdig.

Weil die Mama von morgens an schon so viel laufräumt, kommt die Kleine manchmal zu spät zum Morgenkreis in der Kita und Mama kann sich nichtmal richtig entschuldigen, „sorry, ich habe noch laufgeräumt“ klingt ja auch komisch.

Dieses Laufräumen ist eine sehr fordernde und zeitintensive Beschäftigung, man kann ihr stundenlang nachgehen und bis nachts. Andere lassen sich in ihrer Freizeit die Fingernägel machen oder gehen ins Fitnessstudio, dafür hätte Frau Life Science niemals Zeit. Manchmal muss Sie mitten im Gespräch mit dem Lifescientisten loslaufen und laufräumen, während sie sich dann von einem Zimmer ins andere rufend weiterunterhält.

„…und wegen der Fußballfahrgemeinschaft wollte ich noch sagen, dass…“

„…der was?“

„…der Fuß-ball-faaaahr-gemeeeeeeinschaft“

„…was??“

Der Ehemann denkt sich seinen Teil. Aber die Schraube von der Stehlampe muss sie unbedingt schnell beiseite legen, und zwar in die Küchenschublade, die völlig durcheinander ist, da haben wieder die Kinder drin gewühlt, der Sekundenkleber, den sie beim Ordnen findet, ist eingetrocknet und kommt in den Müll, der Müll quillt über und muss runter, beim Runtergehen sieht sie das Alpenveilchen, das ist eingegangen, das soll mit und der Pflanztopf davon will in den Keller. Im Keller ist das komplette Chaos. Lieber schnell wieder hoch, aber noch die Klappstühle mitnehmen, die braucht sie bald.

Menschen mit Hang zum Laufräumen hören die Dinge zu sich sprechen, wie die Goldmarie das Brot und den Apfelbaum.

„Ich bin die 16. Holzfigur vom Schachspiel. Bring mich zurück zu meinen Freunden in die Holzkiste!“

„Ich bin ein Legorad und will nachhause!“

„Wenn du mich Müslischale nicht schleunigst in die Spülmaschine stellst, bestelle ich die Armee der Obstfliegen! Mach schnell!!“

Das alles lässt sich eine Laufräumerin nicht zweimal sagen. Los geht’s!

Es ist so eine Art Road Trip durch die eigene Wohnung. Man weiß nie, wo einen das Laufräumen überall hinführt und wann und ob es ein Ende findet. Bei den Wollstrumpfhosen mit teils ausgeleierten Bünden? Dem Zeitschriftenkorb oder dem Bastelwagen? Dem Medizinschrank mit den abgelaufenen Salben?

Laufräumen ist das reinste Abenteuer.