Irgendwas in Schulen machen

In den letzten Tagen kamen gehäuft berufliche Anfragen auf Frau Life Science zu, die bei ihr eine gewisse Irritation hervorriefen.

Eine Junglehrerin und der Klassenerzieher der von Frau Life Science und einer Kollegin geleiteten Klasse schlugen vor, erwünschtes Verhalten der Klasse positiv zu verstärken mittels z.B. Muggelsteinen im Glas, kennt man ja. Sollte erwünschtes Verhalten bei den Sechstklässlern auftreten (sie sich also so verhalten, als seien die keine Sechstklässler) und das „Maß voll sein“, also die Vase, mit Muggelsteinen, dann erhielten sie eine Belohnung in Form eines unerwarteten besonderen Ereignisses, wie z.B. eines – Achtung:

…von den LehrerInnen eingekauften und liebevoll zubereiteten Frühstücks für sie anstelle des Unterrichts.

Ein gemeinsames Frühstück im Unterricht wird ja sowieso gemacht, verhaltensunabhängig, gerade erst an Fasching, und Übernachtungen und Ausflüge und dies und das. Es sollte nun als Verstärker noch etwas besonders Besonderes gemacht werden, etwas, was das das andere übertrifft. Dies solle von den Mitarbeitern bereitgestellt werden.

Dieses Vorhaben, das mit gewissem Nachtdruck vorgebracht wurde, warf so fernab der Arbeitsphilosophie von Frau Life Science, dass es gleich mal Streit gab.

Ja, wo sind wir denn?, dachte Frau Life Science und wurde zunehmend ungemütlich, das machen wir auf keinen Fall in den letzten 3-4 Monaten vor Abschluss der Grundschule! In „meiner“ Klasse…! Belohnung ok, aber diese müssen sie dann schon selber organisieren, d.h. Kuchen bringen oder so, wie sonst auch.

Irgendwie wurde der Konflikt wieder bereinigt und ein Kompromiss ausgehandelt. Man mag sich ja gerne.

Die nächste Frage wurde an Frau Life Science herangetragen, und das prallte geradezu an ihr ab. Sie war ja bereits gewappnet.

Die Klassen, die jetzt in der 6. Klasse sind, machten geltend, dass sie wegen Corona die 1. Klasse nicht „richtig“ erlebt hätten (ist ja was dran). Sie würden sich wünschen, für eine Woche noch einmal die 1. Klasse nachzuholen.

Verschiedene Lehrkräfte erwägten nun, diese Erfahrung für die Betroffenen mehrerer Klassen leibhaftig bereitzustellen. Mit Nachspuren und Silbenklatschen, was auch immer. Eine Woche lang.

„Nach spätestens einem Tag ist das langweilig?“, gab Frau Life Science zu bedenken und prüfte leise für sich, ob heute zufällig schon der 1. April war.

Am selben Abend traf noch eine E-Mail ein. Vier ErzieherInnen in Ausbildung bei einer organisatorisch unabhängigen Institution wollten im Rahmen ihrer Ausbildung etwas mit einer Klasse durchführen zum Thema Lebens(t)träume. Drei Doppelstunden an einem Donnerstag.

Werdende ErzieherInnen möchten also gerne vormittags in Schulen den Unterricht übernehmen? Warum dann nicht einfach gleich LehrerIn werden? Nur so als Tipp? Der Bedarf wäre da.

Frau Life Science stellt fest: Immer möchte irgendjemand IRGENDWAS in Schulen machen. Ir-gend-was. Und der darf das auch. Hereinmarschiert! Hier sind 25 Versuchskaninchen. Oder 50! Wieviele brauchen Sie?

Man kann es natürlich auch anders sehen als Frau Life Science. An ein fulminantes Frühstück würden die Kinder vielleicht noch in 20 Jahren erinnern und am 2. Tag der „Erstklasswoche“ könnte man das Projekt einvernehmlich lachend beenden und feststellen, dass man sich freuen kann über die erworbenen Kompetenzen. Die ErzieherInnen bringen vielleicht frischen Wind hinein und irgendeine/r fängt dann vielleicht später im Hort an zu arbeiten. Wer weiß! Es kann aus allem was Gutes entstehen.

Ein leiser Rest Verstörung bleibt bei Frau Life Science. Über ihr eigenes anders sein.

Die nächste Anfrage kommt bestimmt.

2 Gedanken zu “Irgendwas in Schulen machen

  1. Bin gespannt, was als nächste Anfrage kommt. Sie halten uns sicher auf dem Laufenden. Bin neulich von der Schülerzeitungsredaktion der benachbarten Grundschule eingeladen worden. Die Kinder wollten wissen, wie Schule im letzten Jahrtausend war. Wir werden das Treffen demnächst fortsetzen.

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  2. Frühstücken in der Schule, Übernachten in der Schule, Filmabend in der Schule … passt bloß auf, dass die Kids euch nicht deren Eltern vorbeischicken, damit die mal was zusammen in der Schule machen

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