Frau Life Science wollte nur eben Blumen zum Verschenken kaufen. Das ist in Berlin sonntags ja überhaupt kein Problem, selbst der kleinste Blumenladen hat offen. Also radelte sie schnell los, mit der Kleinen hintendrauf.

Gelbe Tulpen sollte es sein, so entschied das Herzmädchen anhand der Auslage. Es dauerte, bis man an der Reihe war. Als der Assistent der Verkäuferin dem Herzmädchen ein verwunschenes Sträußchen aus floralem „Abfall“ als unerwartetes Geschenk des Hauses überreichte, liebevoll aufgebunden, klingelte das Handy. Der Lifescientist warnte vor einer Wildschwein-Rotte, die er gerade vor dem Haus gesehen hatte. Aus dem Hintergrund ergänzte der aufgedrehte Forschernachwuchs weitere Fakten zu dem Vorkommnis.

Frau Life Science gab die Warnung direkt im Ladengeschäft weiter, falls es die Kunden und ihre unangeleinten Hunde interessierte. Man nahm den Hinweis interessiert, aber gelassen zur Kenntnis.

Auf dem Rückweg standen dann schon einige Schaulustige auf der Straße, ein Mann hielt eine leere Keksdose aus Blech in der Hand, vermutlich um damit Lärm zu machen, zwei etwa zwölfjährige Mädchen hielten auf dem Gehweg nach irgendetwas Ausschau.

Ehe Frau Life Science es sich versah, kam zwischen den Häusern der gegenüberliegenden Straßenseite eine Rotte mit sieben oder acht teils sehr großen und kleineren Tieren hervor und kreuzte in einem Affenzahn erst die Straße, dann, fast zum Anfassen nah, den Gehweg, auf dem sie verbotenerweise fuhr, um dem Kopfsteinpflaster zu entgehen. Gefühlt inmitten einer rennenden Wildschwein-Rotte zum Stoppen gekommen, hielt sie den Atem an. Nach wenigen Sekunden war der Spuk vorbei.

„Wir gehen besser ins Haus“, sagte sie zum Herzmädchen, das von der tierischen Begegnung sichtlich beeindruckt war.

Sie parkte das Fahrrad wie immer im inadäquaten Ständer im Hof, sagte dem gerade herumlaufenden Nachbarn Bescheid, der schon im Bilde war, und wunderte sich über ihre eigene Gelassenheit.

Berlin ist wild.