Die Unterhöhlung der Demokratie beginnt in der Waschbärengruppe

Elternabend in der Waschbärengruppe. Nach der Zeitrechnung der Kita beginnt der „Abend“ um 15:15 Uhr. Wenn aber um 15:00 Uhr „alle“ da sind, außer der Lifescientist, der um 15:14:49 Uhr, zur vereinbarten Zeit erscheinen wird, fängt man gerne auch schon direkt an. So war es letztes Mal und darüber lacht er heute noch, als der Lifescientist, vollkommen pünktlich eingetroffen, mitten in die laufende Sitzung stieß.

Letztes Mal waren auch die beiden Elternvertreterinnen auf Zuruf im Amt bestätigt worden. Es sind zwei Frauen, die Frau Life Science dauernd verwechselt, weil ihr beide gleichermaßen fremd sind. Die Kinder sind sich auch noch ähnlich und somit ist das Chaos perfekt.

Die Frauen sind untereinander dick befreundet und sehen es als ihre Aufgabe an, jeden Wunsch und jede Bitte der Elternschaft, jegliche Interessenlage im Keim zu ersticken und abzuwehren. In dieser Hinsicht machen sie ihre Aufgabe sehr gut.

Eine Mutter fragt, ob man eine Vereinbarung treffen könne, die Geburtstagstütchen mit für Zweijährige immer völlig inadäquater Befüllung evtl. einzustellen.

Die Elternvertreterinnen wollten das beide nicht, und deswegen werden weiterhin verschluckbare Teile und Gummibärchen an alle Adressaten ungefragt ausgegeben. Das muss so!

Die in WhatsApp getippten Protokolle und Verlautbarungen lesen sich auch regelmäßig so, als wären die beiden Mütter bei der Kita direkt angestellt. „Es wäre echt super lieb, wenn ihr nach den Wechselkleidern sehen könntet und bitte keine Schnürsenkel, das wäre echt wichtig….“ anstelle von „Die Gruppenerzieherinnen erinnern an die Wechselkleidung“.

Es ist einfach alles nicht stimmig. Loyalität gegenüber den MitarbeiterInnen heißt doch nicht sich anzubiedern, sondern zwischen Elternschaft zu vermitteln und somit die Gemeinschaft nachhaltig zu stärken und das Zusammenleben für alle besser und schöner zu machen. Als ob es den Erzieherinnen helfen würde, wenn eine Vermittlung gar nicht stattfindet.

Die Krönung von allem ist die Gruppenkasse. Es wird monatlich ein fester Betrag eingesammelt. Die Ausgaben müssten nach menschlichem Ermessen stark schwanken, weil je nach Personalsituation manchmal Frühstück gereicht wird und dann wieder ein paar Wochen lang eine Brotbox angefragt wird. Auch Druckerpatronen für den Fotodrucker und Geschenke für PraktikantInnen werden davon bezahlt, lauter völlig unterschiedliche und unklare Dinge.

Überraschenderweise geht es kostenmäßig immer auf. Es gibt weder Überschüsse noch Nachzahlungen. Maßarbeit! Und es kommt einem generell ein bisschen viel vor….

Ob man mal eine Aufstellung haben könnte…?

Es sei die letzten Jahre nicht nötig gewesen, schreibt die Verantwortliche, sie könne ja künftig die Belege aufheben, oder sie schreibe einfach, wenn etwas außer Essen gekauft werde, das sei einfacher als „einen ganzen Ordner jetzt anzulegen“. Außerdem möchte die sie die Einnahmen nicht offen legen, um die Eltern, die im Zahlungsrückstand sind, nicht bloßzustellen.

Es ist für Frau Life Science schwer zu verkraften, dass es nicht als Standard betrachtet wird, dass man darüber Buch führt, wenn Geld von anderen Menschen verwaltet wird.

Ja, wo sind wir denn?

Überhaupt muss sie jetzt fest den Mund zupressen damit sie nichts weiter sagt (es war schon alles zu viel) und auch die Hände falten, damit sie nichts weiter schreibt (ebenfalls schon zu viel). Die anderen sind ja auch still.

Hat nicht die Erzieherin heute morgen so komisch geguckt? Hat sie Frau Life Science überhaupt gegrüßt? Und die eine der beiden Elternvertreterinnen heute morgen auf dem Gehweg? Wird es immer und ewig Folgen haben für die soziale Integration des Herzmädchens, dass ihre Mutter nach der Gruppenkasse gefragt hat? Hat sie bald keine Freunde mehr und wird nicht mehr zu Geburtstagen eingeladen?

Oder regen sich alle nächste Woche schon wieder über etwas anderes auf?

Ein Gedanke zu “Die Unterhöhlung der Demokratie beginnt in der Waschbärengruppe

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