Ich bin a-schenkan

Es gibt ja bekanntlich Menschen, die verzichten auf Fleisch, andere wiederum auf alle Arten von tierischen Produkten und sie tun das sehr bewusst.

Frau Life Science strebt auch nach einer zukunftsweisenden Lebensform, sie verzichtet auf Schenken. Das ist allerdings noch weniger angesehen. Darum ist sie auch recht inkonsequent dabei.

Denn man muss ja auf Biegen und Brechen, Hängen und Würgen Material zu zwischenmenschlichen Anlässen rankarren, ob es benötigt wird oder nicht, ob es durch Ausbeutung von Kindern, der Umwelt, des eigenen Kontos oder des Paketboten erworben wurde, scheissegal, ein Ge-Schenk muss her, und zwar pünktlich.

Die Lieferung trifft nicht rechtzeitig ein? Nervenzusammenbruch!

Die erhaltene Ware entspricht nicht den Erwartungen? Herzrasen!

Es fehlt überhaupt an jeglicher Schenk-Idee? Nervöses Brainstorming: Ein Gutschein? Blumen???? Blumen-Gutschein? Gutschein-Gutschein?

Es sollte verboten werden. Oder zumindest als unhöflich umdefiniert werden, Ramsch in andere Leute Häuser zu schleppen oder Gutscheine.

Statt dessen sollte man sich besser entschuldigen, wenn man etwas irgendwo mitbringt. Es tut mir leid, dass ich hier Blumen dabei habeKommt nicht wieder vor.

Es nervt ja am Ende manchmal beide: Schenker und Beschenkte.

Letzte Woche war Frau Life Science mit der Kleinen in einem Haus zu Gast, wo sie beim besten Willen nicht wusste, was dort, außer ihrer beider geschätzten Anwesenheit, noch fehlte. Dennoch störte die Schenkerei den geschmeidigen Ablauf und sorgte im Vorfeld für gewissen Stress. Warum? Weiß keiner. Schon gar nicht die Gastgeberin.

Bei der nächsten Einladung bringt Frau Life Science daher als Geschenk mit:

– ein fast fertig gelesenes, tolles Buch mit Fettflecken auf dem Umschlag

– ein ehrliches Wort über das eigene Scheitern

-die Kaffeetasse aus dem Schrank, die letztes Mal so gut gefiel, „behalt du die, ich hab ja noch eine“

– eine halbe Stunde mehr Zeit

– tiefe Freude über nichtgeputzte Fenster der Gastgeberin

Und was ihr sonst noch einfällt.

4 Gedanken zu “Ich bin a-schenkan

  1. Danke, das möchte ich ausdrucken, laminieren und von allen Dächern schreien.

    Wenn ich ne Idee habe oder ein Wunsch vorhanden ist, schenke ich gern. Aber ohne dem, einfach weil „macht man so“? Furchtbar, solche Geschenke will ich auch selbst nicht haben.

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  2. So sei es. Wir wären nicht nur nicht böse, über die von dir genannten
    Schenkalternativen, sondern können auch mit ungeputzten Fenstern dienen.
    Meine Mutter hat Jahrzehnte gebraucht, bis sie (einigermaßen) begriffen
    hat, dass es bei einem Besuch auf die Stimmung ankommt und nicht auf
    eine saubere Wohnung oder das passende Geschenk. Immerhin hat sie es
    noch verstanden und mir einigermaßen rechtzeitig als Altersweisheit
    /geschenkt/.

    Sylvia Schmieder
    Autorin, Dozentin, Lektorin

    https://sylvia-schmieder.de

    Veranstaltungen


    Das Tagesgedicht auf YouTube:https://www.youtube.com/@dastagesgedicht-qb2dt

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  3. Ich bin total bei dir.
    Ich schenke gerne etwas, wenn es mir passend erscheint. Manchmal sehe ich etwas, bei dem ich mir sicher bin, dass xy sich darüber freuen wird.
    Aber diese Zwangsgeschenke sind echt nicht mein Ding. Weder möchte ich sie verschenken noch will ich sie bekommen. Was soll man denn auch immer damit?
    Im Zweifel finde ich dann sogar etwas zum Verbrauchen besser.

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