Heute Nachmittag hatte Frau Life Science Lehrer:innenkonferenz, von 16:15 Uhr bis.
Bis?
Bis.
Da die Arbeitszeit von angestellten Lehrer:innen nicht erfasst wird, ist „bis“ ja völlig irrelevant. Es dauert so lange, wie es eben dauert. Wer Kinder zu betreuen hat, kann sich ja krankmelden.
Frau Life Science probierte es anders, sie nahm digital an der Konferenz teil. Aus familiären Gründen.
Das geht! Digital geht! Da gibt es Maßnahmen. Da gibt es Vereinbarungen. Man ist ja, man hat ja. Natürlich.
Nur verwirkte Frau Life Science ihr Stimmrecht. Denn wer digital dabei ist, ist gar nicht dabei. Er hört nicht richtig, wann, was und ob überhaupt gerade abgestimmt wird, und er kann sich schon gar nicht zu Wort melden, da das Schulnetz heute irgendwie nicht stabil ist und der Hotspot vom privaten Endgerät der Kollegin sowieso nur Tonübertragung und kein Bild zulässt. Wer braucht schon stabiles Internet in einer Bildungseinrichtung? Das hatte man doch früher auch nicht.
Achtung, wir stimmen jetzt ab über den Antrag von Chrzck bezüglich Hrgktzt. Wer ist DAFÜR?
Frau Life Science und die Internetverbindung enthalten sich.
So wie sie hier mithört, hätte man auch einfach den Hörer des grünen/orangenen Wählscheibentelefon von 1980 in der Aula hochhalten können, es wäre dieselbe Tonqualität, nur halt in stabil.
Nun wird an Frau Life Sciences Schule das Fach Mathe spontan abgeschafft, die Schulbibliothek stillgelegt und eine Spickzettel-AG gegründet. Jeweils einfache Mehrheit; es war knapp.
Was soll’s? Mitbestimmung wird überbewertet.
Es ist einfach toll, was die Digitalisierung möglich macht: Man sitzt zuhause am Esstisch, der Sohn schmiert sich ein Nutellabrot nach dem anderen, und man weiß, jetzt reden die Kolleg:innen gerade über das Schulfest. Was sie genau reden, ist ja dann eigentlich auch egal.
Genau genommen ist es so: Frau Life Science betreut die eigenen Kinder nicht richtig und zugleich ist sie heute auch kein ernstzunehmendes Mitglied der Sitzung. Eher eine Belastung.
Wenn sie weder der Familie noch der Einrichtung zur Verfügung steht, ist es ja eigentlich Me-Time, ihre Lehrer:innenkonferenz.
Wenn man‘s so sieht, ist es cool.
Ich würde „like“ klicken, wenn ich irgendwo angemeldet wäre!
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Das ist so schade… Während Corona gab’s mal einen Schwung und da dachte ich doch ernsthaft das geschaffene wurde erhalten und vielleicht sogar noch zu Normalfall. Nun scheint es sich sogar noch zurück zu drehen, und man hat eine Riesen Chance verpasst, das Schulwesen auch mal wieder voll dezentralisieren zu können. Denken wir dabei an einen BVG-Streike, Baumaßnahmen bei der S-Bahn,, Mobilitätseingeschränkte Kinder, oder eben die Lehrerin, die abends noch einem Meeting „beiwohnen“ müssen.
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