Kinderschutz im Spaßbad und anderswo

Triggerwarnung: sexuelle Gewalt, Kinder.

Am 9.8.25 gegen 20:20 Uhr ist eine Sechsjährige aus dem Spaßbad eines großen Freizeitparks entführt worden. Sie hatte zunächst im Badetrubel ihre Eltern verloren. Ein 31jähriger, fremder Mann mit Vollbart bot ihr seine Hilfe an und führte sie aus dem Bad hinaus in einen kilometerweit entfernten Wald, wobei das Mädchen einen Bikini trug und er offenbar Kleidung. Im Wald missbrauchte er das Mädchen, indem er sie zwang, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen und ließ es dann allein zurück. Um 22:30 Uhr wurde das herumirrende Kind 5 km entfernt vom Bad von völlig zufällig vorbeikommenden Passanten im der Dunkelheit aufgegriffen.

Soweit so unplausibel, dieser ganze Vorfall.

Der in der Region des Bades wohnende Täter ist rumänischer Herkunft, und wurde 6 Tage nach der Tat in seiner ursprünglichen Heimat festgenommen. Er soll bald nach Deutschland ausgeliefert werden, heißt es.

Einige Dinge fallen auf:

  1. Selbstjustiz scheint salonfähig In den „sozialen“ Netzwerken: Massenhaft unwidersprochene Vorschläge: Tötet den Mann, aber sofort und bitte auf möglichst grausame Weise, Details werden beschrieben, bestimmte Körperteile solle man direkt abschneiden, ein rostiger Kronkorken sei dazu das richtige Werkzeug. Der Fantasie an Grausamkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Frau Life Science fragt sich nun, vor wem sie mehr Angst hat: vor einigen wenigen gestörten Rumänen oder den übermäßig vielen „normalen“ Deutschen mit ihren Mord- und Folterfantasien zuhause auf der Couch. Gruselig.
  2. Elternbashing Andere haben die Eltern im Blick. Denn das weiß man doch: in einem Bad lässt man sein Kind niemals aus den Augen. Was sind denn das für Eltern? Sorgerecht entziehen! Das Kind könnte ja auch ertrinken! Oder eben durch das Drehkreuz aus dem Bad verschleppt, entlang der Straße und Feldwege im Bikini in den Wald entführt werden. Die Mutter/die Eltern sind schuld. Die hingen bestimmt am Handy, so die Meinung vieler – Handynutzer.
  3. Ausländerfeindlichkeit Andere Beobachter wollen ein anderes Problem erkannt haben: Offene Grenzen, daran liegt’s, ihrer Meinung nach, denn bei „uns“ gibt es sowas nicht. AFD und Co lassen schön grüßen.
  4. Ungestörter Badespass An dem Abend, als das Kind verschwand, ging das Badevergnügen ungehindert weiter. Polizei sei im Bad nicht zu sehen gewesen. Keine Aufrufe, Durchsagen oder dergleichen, heißt es.
  5. Späte Information der Öffentlichkeit mit Zeugenaufruf Der erste Zeitungsbericht über den Vorfall erschien 5 Tage später, kurz vor der Festnahme des Täters. Bis dahin wusste fast eine Woche die gesamte Öffentlichkeit nichts von dem Ereignis. Das Interesse wäre groß gewesen und eventuelle Zeugen haben doch nach 5 Tagen schon alle Details vergessen?
  6. Betroffenheitsrhetorik Der Betreiber des Bades sagt im Fernsehen: „Wir sind alle sehr betroffen“. Das kommt auch in folgendem Post zum Ausdruck, die weniger als 48 Stunden nach der Entführung auf Facebook erschienen war und den Tatabend so wie den Abend davor wie folgt bewertete:
Einfach magisch, wie ein Kind so einfach aus dem Bad verschwindet! Unvergessliche Erinnerungen – Ja, das kann man wohl so sagen. Der schönste Moment war doch sicher, als das Mädchen zufällig aufgefunden wurde.

7. Nicht wegsehen Bei diesem wirklich außergewöhnlichen und schlimmen Fall sollte man nicht vergessen: Sexueller Missbrauch geschieht eigentlich zumeist im Nahbereich, und fast immer auch in einer Kultur des Wegschauens.

Vielleicht, vielleicht hätte eine wachsamere Öffentlichkeit Schlimmeres verhindern können.

3 Gedanken zu “Kinderschutz im Spaßbad und anderswo

  1. Ich wundere mich, dass angeblich keine Polizei da war.
    Sehr merkwürdiges Verhalten vom Bad Betreiber.
    Ich muss gestehen,
    die Eltern waren wohl beschäftigt, aber ist man das, wenn man eine 6 jährige dabei hat?
    Mich hat man in dem Alter am und im Wasser nicht aus den Augen gelassen, besonders, weil ich immer ins tiefe Wasser mit den Schwimmflügeln wollte.
    Und ich hab erst mit 8 schwimmen gelernt.

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      1. Das Andere das nicht mitbekommen vielleicht normaler als wenn die Eltern nicht in der Nähe sind beim Kind in dem Alter.
        Ein Auge ist beim Kind…kenne ich so.
        Als Kinderpflegerin, als ehemaliges Kind von den Eltern.

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