Es gibt Leute, die verkaufen für einen guten Text ihre Oma, andere erfinden sie.
Frau Life Science kriegt sich nicht mehr ein, seit sie vor ein paar Tagen erfahren hat, dass eine von Deutschlands bekanntesten Bloggerinnen ihren halben Blog, vor allem aber ihr ganzes eigenes Leben zusammenerfunden hat. Da gibt es alle möglichen ausgedachten Verwandten und eine jüdische Familiengeschichte bei einer Frau, die so evangelisch ist wie Frau Life Science.
Was alle verstört und verärgert ist, dass die Frau ihre 22 erfundenen Familienmitglieder bei der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstädte Yad Vashem als Holocaust-Opfer gemeldet hat. Das muss man erstmal bringen.
Auch in anderen Bereichen der Öffentlichkeit hat die promovierte Historikerin vehement ihre Authentizität behauptet und entsprechende Aufmerksamkeit und Würdigung für sich beansprucht.
Ihr Blog ist gelöscht, aber das Netz vergisst ihn nicht. Es steht auch in allen möglichen Zeitungen. Der Gesichtsverlust, den diese Frau nun erleidet, ist beispiellos und tausend Fragen bleiben offen.
Der Blog nervte schon manchmal, aber das haben Blogs so an sich. Entscheidend ist ja, ob man als Leser immer wider zurückfindet. Sie kann gut schreiben, diese bloggende Hochstaplerin, nicht jedem gefiel Stil, aber sie hätte mit ihrem Talent doch auch in anderer Weise erfolgreich sein können, meint Frau Life Science. Sie schrieb ja auch über ganz unterschiedliche Themen.
Bei Frau Life Science sind die Geschichten weniger dramatisch, aber dafür alle echt. Der Lifescientist und der Forschernachwuchs leben wirklich mit ihr zusammen, man sieht es an den herumliegenden Matchboxautos und Socken im Wohnzimmer. Auch die New Yorker Wurzeln des Blogs sind kein Fake, auch wenn Frau Life Science manchmal alles unwirklich erscheint im Nachhinein.
Den New Yorker Teil ihres Blogs versucht Frau Life Science gerade in ein schlichtes kleines E-Book zu verarbeiten. Ein Vorhaben, das zunächst einfach zu realisieren schien, sich aber doch als schwierig erweist. Nicht technisch gesehen, sondern was den Inhalt betrifft. Vielleicht liegt es daran, dass es sich um echtes Leben handelt – oder auch daran, dass es an Talent fehlt. Kann halt nicht jeder ein Buch schreiben. Du meine Güte, was für ein Chaos!
Aber Frau Life Science möchte eben doch gerne die Bruchstücke ihres New Yorker Lebens sammeln und festhalten, und sei es nur für den Forschernachwuchs.
Ob das E-Book jemals fertig wird, erfahren Sie früher oder wahrscheinlich eher später hier in diesem Blog.