Frau Life Science hat sich bei einer Tasse Kaffee mit einer anderen Mutter aus Palästina unterhalten, Fuada heißt sie, und sie ist sehr nett.
„Ich bin mit meinem Cousin verheiratet“, erwähnt sie, „das ist ja in Deutschland verboten. Aber wo ich herkomme, ist das nicht so selten.“ Das ist doch nicht verboten, glaubt Frau Life Science und gelangt wenig geschockt schnell auf andere Gesprächsthemen.
Erst zuhause wird ihr klar: gemeint ist Cousin ersten Grades. Frau Life Science spielt es gedanklich an ihrer eigenen Großfamilie durch. Wenn also der Forschernachwuchs mit… oder die… mit…? Du meine Güte! (Nix gegen die Neffen und Nichten..!)
Das Hochzeitsfest würde jedenfalls kleiner ausfallen. Man müsste nur einmal die Großeltern einladen. Und die Patentante des Bräutigams wäre die Brautmutter. Die Schwägerin zugleich Cousine.
Um eine Namensänderung käme man gegebenenfalls auch herum.
Verboten ist die Heirat von Cousins und Cousinen in Deutschland keineswegs, es sei denn durch katholisches Kirchenrecht, aber das interessiert ja nur noch die wenigsten, außerdem sind Ausnahmen möglich. Mindestens so wirksam wie ein rechtliches Gesetz ist aber das, was nirgends geschrieben steht: ein gesellschaftliches Tabu.
Ein Tabu, das gar so präsent ist, dass man als Frau Life Science nicht einmal über das Thema bloggen will. Oder eben doch, weil es interessant ist, wie unterschiedlich Menschen, mit denen man gerne die Stadt teilt, denken und handeln.
Vetternheirat. Aus genetischer Sicht muss der Lifescientist seufzen. Wenn man seltene Krankheiten erforschen will…?
Die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer Verbindung von Cousin und Cousine ein nicht gesundes Kind hervorgeht, ist tatsächlich doppelt so hoch als bei der Durchschnittsbevölkerung. Aber das Risiko an sich ist gering, könnte man sagen.
Fuadas drei Kinder sind zum Glück kerngesund und überhaupt ist für Fuada das alles so normal wie nur was.
BettinaF / pixelio.de