Die soziale Pandemie-Bewältigung ist ein Fulltime-Job. Beim allgemeinen Corona-Aktionismus ist Frau Life Science vorne mit dabei, irgendwas will man doch tun. Sie malt mit dem Forschernachwuchs einen Regenbogen ins Wohnzimmerfenster, mit irgendwelchen Farben, die gar keine Fensterfarben sind, aber geht schon.
Von 12:00 Uhr bis 13:00 heute weltweites Gebet, da war Frau Life Science allerdings mit dem Kind Fahrradfahren, um 17:30 Uhr Life Stream der Pressekonferenz der Kanzlerin (authentisch, ein bisschen emotional), kurz darauf, um 18.00 Uhr, heißt es Ohren aufsperren wegen der Musik am Fenster (heute ein Akkordeon), um 19.00 Uhr ebendort applaudieren und, wenn man kirchlich drauf ist, „Der Mond ist aufgegangen“ singen. Um 20:00 Uhr Kerze aufstellen nicht vergessen. Sonst noch was? Ach ja, Verschenke-Flohmarkt „Tischlein deck dich“, 2. Auflage.
Bei der Radtour kommt der Forschernachwuchs vom Weg ab und purzelt in den Acker. Später lenkt er impulshaft in einen vorbeifahrenden Radler, der geschickt ausweicht, milde „Macht nichts“ sagt und weiterradelt. Von diesen Zwischenfällen abgesehen, kann man sich mit dem kleinen Fahrradfahrer und seinem neuen grünen Flitzer ernsthaft fort-bewegen, sogar auf dem geschichtsträchtigen Mauerweg, der ihm einmal mehr ein Anlass zum Löcher in den Bauch fragen bietet: „Warum war da eine Mauer?“ „Wie hoch war die Mauer?“ „Wer hat die Mauer gebaut?“ „Wie haben sie sie weg gemacht?“
Frau Life Science berichtet mit einfachen Worten und leider bescheidenem Geschichtswissen vom geteilten Deutschland, wie diese Mauer irgendwann überwunden wurde und wie an diesem einen Tag die Menschen von der einen Seite und die von der anderen Seite – und da bricht ihr die Stimme weg – sich einfach umarmten.
In dem von Frau Merkel angekündigten Neun-Punkte-Plan vermisst Frau Life Science Punkt 10: Zuteilung eines Corona-Buddies für jedes Einzelkind.
Aber sie will sich nicht beschweren. Andere trifft es viel härter.
Dass man das abgedroschene Wort „Stresstest“ inzwischen seltener hört, ist beruhigend. Es war hanebüchen. Stresstest für den Einzelhandel (der Test ergibt: das Regal ist leer), Stresstest für Familien (Nein, man kann nicht produktiv arbeiten, wenn Kinder zuhause sind), Stresstest für das Gesundheitswesen (Testergebnis: wir haben nicht genug Beatmungsplätze, die Schutzausrüstung ist alle). Stresstest für die Wirtschaft (Existenzen gehen zugrunde).
Ein Test ist doch immer eine Simulation der Wirklichkeit bzw. ein methodisch bewusster Vorgang, dessen Ergebnis zu einer sinnvollen Handlungsweise leiten soll. Was an dieser Naturkatastrophe ist nicht echt, was davon hat Methode und was zum Teufel kommt bei diesem Test am Ende raus? Frau Life Science schlägt das Wort „Stresstest“ als Unwort des Jahres 2020 vor. Kommt kurz nach „Panikmache“.
Eine kleine Blog- Rundschau
Frau Fricke verweist in ihrem aktuellen Post auf die sozialen Folgen (sehr ernst); die böse alte Frau appelliert in ihrem Little Corona Diary an verantwortungsbewusstes Kosumverhalten – gerade jetzt, und Sarah stellt fest, dass Corona das Beste und das Schlechteste in uns zutage bringt.