Morgen ist Samstag. Gestern war Samstag. Vorgestern auch.
Da erinnert sich Frau Life Science an das bekannte Kinderbuch von Paul Maar: „Eine Woche voller Samstage“, worin ein Wunderwesen mit dem Namen „Sams“ das Leben eines gewissen Herrn Taschenbiers auf den Kopf stellt.
In ihrer persönlichen Woche voller Samstage fehlen Frau Life Science nur die blauen Wunschpunkte. Sie wüsste da was: Sie wünscht sich 2019 zurück.
Eine Nachbarin, die früher nie Zeit hatte, fragt an, ob man sich mit den Kindern nach draußen begeben könnte zum Fahrradfahren. Um 17:00 Uhr. Mit Abstand. Also, sie will sich treffen ohne sich zu treffen.
Frau Life Science kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie sich das Vorhaben mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern auf Fahrrädern sinnvoll gestalten lässt und sagt so freundlich wie möglich ab.
In einer Verbrauchersendung im Radio tut ein zugeschalteter Hörer kund, dass sein privater Stromverbrauch im Home Office signifikant gestiegen sei (Computernutzung oder sonstiges Zuhausesein?) und erkundigt sich, ob und wie man das beim Arbeitgeber geltend machen könne.
Frau Life Science möchte an dieser Stelle mitteilen: Natürlich werden alle Deutschen vollumfänglich für die Kosten der Pandemie, sei es in Form von häuslichem Mehr-Energieverbrauch, des eigenen Klopapiers, das man bei der Arbeit nicht nutzt, für ausgefallene Freizeitveranstaltungen und gecancelte Urlaubsreisen, für nicht gegessenes Müsli im Kindergarten, für nutzlose Jahreskarten und für alles andere vollumfänglich entschädigt. Es gehen alle mit Null aus der Pandemie raus, denn es übernimmt das Amt für Fantasien und Hirngespinste.
Frau Schnee schreibt aus Japan. Frau Life Science hatte ihr vor einigen Tagen vom aktuellen Stand in Deutschland berichtet. Ob sie alles richtig rüber gebracht hat? Wenn Frau Life Science etwas bräuchte, bietet die Freundin an, es aus Japan zu schicken. Ach, Frau Schnee…!
Die Einschläge kommen näher, auch bei Frau Life Science. Das zweite Familienmitglied ist in Quarantäne. Eines mit unklaren Symptomen, ein anderes als Kontaktperson mit erkranktem Patienten im Pflege-Beruf.
Was machen Se den ganzen Tag, wenn Sie Zeit haben? Hören Sie kostenlose Hörbücher, gelesen vom Original-Autor? Verfolgen Sie Philharmonie-Konzerte online? Lernen sie Ukulele mit dem kostenlosen Youtube-Tutorial? Machen Sie Indoor-Gymnastik mit dem Handy? Oder sehen Sie sich die ganze Zeit lustige WhatsApp-Videos zu Corona an?
Es ist zu viel online. Sagt eine, die jeden Abend meint, einen Blog-Beitrag schreiben zu müssen.
Demnächst geht Frau Life Science auf ihrer gesetzeskonformen Radtour von Stadtbaum zu Stadtbaum und hängt Offline-Angebote auf: Gedichte, zum Abreißen. Oder Bügelperlenbilder. Irgendwas zum Anfassen.
Am offline Klatschen muss man dranbleiben. Einmal hat Frau Life Science alleine geklatscht, ein anderes Mal hat sie es glatt selbst vergessen. So ein Corona kann einem auch mal entfallen. Heute war sie mit dem Forschernachwuchs zunächst alleine auf dem Posten, aber aus einem gegenüberliegenden Haus ließen sich zwei herausklatschen. Man winkte sich zu. Morgen wieder.