Im Herbst diesen Jahres geht Frau Life Science auf Klassenfahrt. Sie wird 5 Tage weg sein, das war sie noch nie, seit die Kleine auf der Welt ist, sie war es überhaupt keine Nacht. Und auch der Lifescientist bleibt immer viel kürzer weg, wenn ihn die Wissenschaft ruft.
Schon der normale Alltag – mit voll besetztem Elterdienstplan – ist anstrengend, aber wenn einer fehlt: ein Kraftakt hoch zwei.
Wie soll das klappen eine ganze Woche?!
Die Frisörin hält den Kopf schräg: „Sie sind dann für 25 fremde Kinder 5 Tage lang hauptverantwortlich und Sie machen sich Sorgen wegen 2 Kindern zuhause?“
„Aber natürlich! Was denn sonst?”, sagt Frau Life Science.
Noch ehe sich Frau Life Science innerlich auf die bevorstehende Klassenfahrt 2023 eingestellt hat, soll die nun schon die nächste buchen, für 2024. Es geht um Wassersport. Einmalige Chance! Reservieren Sie jetzt, denn die Frist läuft ab! Das Wetter im Spätsommer, die Parallelklasse, und überhaupt. Alle Klassen machen das!
Aber ja doch! Zwei Klassenreisen in drei Jahren, das würde sie ihren Coronakindern an der Schule schon gönnen.
2024/25? Da ist der Forschernachwuchs in der dritten Klasse. Meine Güte!
Ein Fünftel von Frau Life Sciences Schulklasse wird bis dahin aus strukturellen Gründen neu besetzt sein. Frau Life Science soll nun in privater (!) Verantwortung eine Reise buchen, ohne dass sie die Leute schon kennt, die überhaupt mitfahren. Vielleicht hat ein Kind eine Wasserallergie?
Merken Sie, wie entgrenzt dieser Beruf ist? Der totale Zugriff auf alles, was Sie sind und haben? Ihre Freizeit? Ihr Geld? Ihr Nachtschlaf? Einfach alles? Volles Risiko? Bei halbem Gehalt?
Wenn Frau Life Science dem Druck nachgibt, ist sie als Privatperson Vertragspartnerin von zwei noch nicht abgetreten Reisen, einmal mit 7.000 Euro und einmal mit 10.000 Euro. Rücktritt nach geleisteter Unterschrift schlägt in Sachen Wassersport mit 30% zu Buche, später mit 50% usw.
“Du leistest privat Sicherheit für diese Summe? So etwas gäbe es nicht mal in der Forschung“, sagt der Lifescientist. Und das will was heißen.
Wenn Sie nicht im Schuldienst sind, mögen Sie sich vielleicht über diese Dinge wundern. Aber es hat alles seine Richtigkeit.
“Das ist immer so”, sagt die Kollegin, „dass der Lehrer das unterschreibt“.
Da haben Sie es. Es ist immer so! Was fragt man auch.
Der Familienrat beschließt, dass Frau Life Science keine neue Reise auf ihren Namen bucht, ehe die erste erfolgreich abgeschlossen ist. Dann gehen sie halt wandern in Brandenburg oder sie zelten auf dem Pausenhof, wenn im Schuljahr 2024/25 nichts mehr frei ist im Surfressort. Dann ist das eben so.
Frau Life Science ist erleichtert.