Arche

Der Kirchenkreis lädt im den Winterferien interessierte Schulkinder zu einem Musical-Projekt ein: Arche Noah.

Interesse hat Frau Life Science, ein Schulkind auch, nun müssen Interesse und Schulkind nur noch zusammen kommen.

Ein Musical? Singen? Wo denn? Und muss ich, Mama?

Spielpartner zur Mitteilnahme gewinnen, vielversprechende Belohnungen in Aussicht stellen und ein fulminates Nachmittagsprogramm ins Blaue versprechen. Check!

Man verzeihe Frau Life Science diese kleinen Lenkungen, denn sie hat dafür Gründe. Zuhause bleiben in den Winterferien? Mir ist laaaangweilig. Den Hort besuchen? Schon wieder kommerzielles Porzellanmalen beim Anbieter um die Ecke? Und wo sind meine Freunde? Skifahren? Können wir auch Skifahren?

Nein. Wir können von hervorragend ausgebildeten Musikern lernen und mit x Ehrenamtlichen ein Bühnenbild pinseln und wir können uns einen Text aneignen und ihn auf der Bühne darstellen. Das können wir! Frau Life Science kann sich nichts Bildsameres für ein Kind in den Ferien vorstellen.

Noah und Sarah statt Maria und Josef. Es ist das Krippenspiel, das er nie spielen wird, weil er zu Weihnachten immer zurück in seine Heimatstadt reisen muss, wie es im Buche steht.

Alles geht gut, das Kind wird erfolgreich überredet, die Anmeldung klappt und am ersten Feriensamstag stehtt das Vortreffen ins Haus. Es wird schnell klar, dass sich in dieser Ferienwoche alles um das Musical drehen wird. Arche vorne, Arche hinten, von Samstag bis zum darauffolgenden Sonntag.

Dazu muss man ein wildes Sammelsurium an Sachen mitbringen, Weidenkörbe, gelbe Götterspeise, Pappröhren, Schokoweihnachtsmänner, die man übrig hat, und Frühstücksnacks für die Gruppe und man muss mit anpacken beim Verschieben des Altars und beim Aufbau der Bühnenmodule, sodass aus dem Kirchenschiff ein Probenraum und später ein Theatersaal wird.

Was sich auch schnell zeigt: evangelisch im Kiez – man kennt sich. Frau Life Science muss sich konzentrieren, halbwegs rollengerechtes Verhalten an den Tag zu legen. Die „Tochter der Erzieherin von der Tochter“ ist nämlich ebenso Mitglied des Ensembles wie eine ehemalige Schülerin von Frau Life Science, und die Eltern des neuen Referendars schmeißen übrigens den ganzen Laden.

Schon am ersten Tag bauen sie im Projekt einen Regenmacher aus den Pappröhren (Sie wissen schon: 40 Tage Regen) und füllen sie laut Forschernachwuchs mit Vogelfutter und Kidneybohnen. Schokoweihnachtsmänner werden zu Nachtisch mit Quark verarbeitet, damit alle was davon haben. Nebenbei üben sie wohl auch das Stück.

Auf dem Heimweg finden sich drei fast gleichaltrige Jungen aus dem Musical an der Bushaltestelle und haben Riesenspaß. Einer darf noch mit Familie Life Science nach Hause kommen, bis die Eltern ihn holen.

(Man muss nämlich sagen, das Angebot richtet sich hauptsächlich an Menschen, die auf halb vier jemanden zum Abholen in ihrem Hausstand haben, aber was sollen die Organisatorem noch alles bieten für läppische 50 Euro Teilnahmegebühr inklusive Mittagessen).

Am Abend bringen die Eltern Life Science einen vor Lachkrämpfen glucksenden Zweitklässler ins Bett.

Läuft.

Frau Life Science lädt nun Hinz und Kunz zur Aufführung ein, obwohl der Forschernachwuchs noch nicht ansatzweise seinen Text kann. Sie hat sich von der Gelassenheit und dem Zupacken der Organisatoren anstecken lassen und weiß: Das wird!

2 Gedanken zu “Arche

  1. Oh, ich bin schon sehr auf die Fortsetzung gespannt. Es liest sich interessant. Dem Forschernachwuchs mit Anhang noch viel Spass und Freude.
    Die jüdische Tradition weiß übrigens, dass Noahs Frau Naamah hieß, die schönste Frau ihrer Generation war und besondere musikalische Fähigkeiten hatte.

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