No class today but pay now

Die Grundschule vom Forschernachwuchs hat einen Vertrag mit einer Sprachschule namens Hokuspokus. Freitagnachmittags bietet diese in den Räumen der öffentlichen Bildungseinrichtung privaten Englischunterricht gegen elterliche Bezahlung an.

Alternativ gibt es in der Woche noch die schulinternen kostenfreien Nachmittagsangebote „Fällt aus“, „Ist schon voll“ und „Mag ich nicht“ sowie „Basketball statt Mittagessen“.

Sich aus der allgemeinen Bildungskrise mit privaten Mitteln rauskaufen? Wir sind dabei! Wo muss man unterschreiben?

Seit einem Jahr nimmt der Zweitklässler also nun am Englischunterricht – äh – teil. Es fällt halt nur öfter mal aus. Meistens erfährt man vom No Show des Lehrers durch häusliche Befragung des Kindes: War heute Englisch? Nö.

Die Abbuchung findet regelmäßig statt.

Auf mehrfaches telefonisches Nachfragen bei Hokuspokus (Emails werden ähnlich konsequent beantwortet wie bei Frau Life Sciences Hausverwaltung, nämlich gar nicht) nimmt sich die Sprachschule vor, die Absagen künftig vorab mitzuteilen.

Das klappt dann sogar im nächsten Semester, wie man anhand zahlreicher weiterer Ausfälle und passender Emails sehen kann. So kundenorientiert sind die! Sagen ausfallende Termine vorher ab, nachdem man sie darum bittet. Sagenhaft.

Frau Life Science hatte mit den zweifelhaften Vorgängen bei Hokuspokus längst innerlich angeschlossen, sich mit dem immerhin optimierten Absageverfahren zufrieden gegeben, aber da meinte der Lifescientist beim gemeinsamen Lunch, das könne doch alles gar nicht sein und verstieg sich in juristische Auslegungen. Es zeigte sich dabei erneut: Kurs wird bezahlt, aber nicht gehalten = komisch.

Trotz einer gewissen negativen Vorahnung konnte es Frau Life Science dann nicht lassen, mal wieder bei Hokuspokus anzurufen.

Als besonderes Entgegengekommen an sie persönlich, teilt eine junge Frau am Telefon mit – nachdem sie mehrmals minutenlang Rücksprache mit dem Chef halten musste – könnten die ausgefallen Termine im Anschluss an das Halbjahr in diesem speziellen Fall ausnahmsweise kostenlos nachgeholt werden.

Der Vertrag wird immer halbjahresweise angeschlossen. Man muss also die Fortsetzung des Vertrags unterbrechen, um die ausgefallenen Termine nachzuholen und kann erst im nächsten Halbjahr wieder neu einsteigen. So würde man also nur jeden zweiten Vertrag mitmachen und hat im Anschluss an die Nachholtermine eine strukturelle Pause – was ja für Sprachunterricht unbedingt anzuraten ist…

Oder man setzt die Verträge durchgehend fort (wie das doch sicher vorgesehen und eigentlich sinnvoll wäre)und bezahlt dann eben wieder Leistungen, die gar nicht stattfinden.

Super Konzept! Und das ist schon die ausnahmsweise entgegengekomme Variante.

Die anderen Kunden seien alle zufrieden, es habe bisher niemand, so wie Frau Life Science gerade, Kritik angebracht, versicherte die junge Frau am Telefon.

Das kann man natürlich so sagen, wenn man keine Emails liest.

Auch verbirgt sich vielleicht eine Art kritische Rückmeldung hinter der Tatsache, dass der Kurs des Forschernachwuchses zurzeit nur (noch) aus genau zwei Teilnehmern besteht, nämlich aus dem Forschernachwuchs und einem Kumpel.

Ab heute ist es dann wohl Einzelunterricht. Sorry, Kumpel!

Es kann nämlich sein, dass die Frau Life Science sich schon zu lange über diese Sprachschule und das Geschäftsgebaren aufregt und es kann auch sein, dass die junge Frau das Telefonat vorzeitig beendet hat aufgrund der Stimmungslage der Frau Life Science. Sie wurde leider seeehr gereizt.

Also nicht persönlich gegenüber der Frau, das liegt ihr fern, aber gegenüber dem „Angebot“ und der Geschäftsphilosophie von Hokuspokus.

Dabei sollte Frau Life Science wirklich dankbar sein, sagte die Angestellte, für das freundliche und KULANTE Entgegenkommen (Erbringung einer bezahlten Leistung wird neuerdings „Kulanz“ genannt) und genau das macht Frau Life Science

wahn-sin-nig!

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