Fachkräftemangel durch Fachkräftemangel

Aushang an der Kita:

Liebe Eltern,

leider ist die Personal-Situation heute sehr schlecht… Genau wie gestern. Und nächste Woche.

Wir sind eine Kita, aber bitte bringen Sie uns keine Kinder.

Diesen Satz schreibt Frau Life Science nicht zum ersten Mal, selbst wenn es sich inzwischen um eine andere Kita handelt.

Frau Life Science empfiehlt übrigens, das abgebildete Plakat zu laminieren, den es wird ja häufiger benötigt. Eventuell würde sich auch die Gravierung eines soliden Messingsschildes lohnen, es spart personelle Kräfte, wenn man das nicht immer neu schreiben muss.

Es erinnert Frau Life Science an die Zeit, als man noch nicht wahrhaben wollte, dass Corona zum Bleiben gekommen ist, und in Frau Life Sciences Baden-Würrtembergischer Heimat-Kleinstadt auf einem großen gelben Verkehrstafel Folgendes gedruckte Erwähnung fand: „Industriegebiet Hasenpfuhl“ und „Corona Testzentrum“. Es war die Institutionalisierung des Ausnahmezustands und es war gar nicht schön.

Zurück zum Zettel. Wie soll das eigentlich genau ablaufen? Wissen Sie, wie nervenaufreibend es sein kann, eine Dreijährige morgens an der Kita abzuliefern? Vergessen Sie nicht das Spielzeug für den Spielzeugtag (nicht zu groß, einteilig und nicht elektrisch), die Wechselkleidung, die am Vortag verbraucht wurde, und eine Mütze, die sie erstmal gar nicht trägt, weil sie einen Helm anzieht, denn sie möchte Laufrad, ach nee, doch Roller fahren und nach dreimal auf den Boden werfen, fünfmal wegrennen vor der Haarbürste und noch einmal komplettem Kleiderwechsel wegen Missgeschick, kommen Sie rehareif an der Kita an und lesen dann das Schild.

Ob es möglich ist, die Kinder zuhause zu behalten! Ach ja! Dann gehen wir jetzt einfach wieder heim! Mit dem Roller, dem Helm, der Mütze, der Wechselwäsche und dem Spielzeug.

Dann hätte man sich ja gar nicht so abhetzen müssen, um vor dem Morgenkreis da zu sein, der ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit darstellt (und weswegen man, hätte er denn schon begonnen, tatsächlich draußen warten müsste). Weil es die pädagogische Arbeit an solchen Tagen gar nicht gibt. Aha!

Also auf nachhause?! Das Peppa Wutz-Puzzle haben wir ja heute morgen erst 12 mal gemacht, dass schaffen wir noch vierzig mal und wir könnten ja auch etwas BACKEN? Oder vielleicht stereotype Rollenspiele bis 18:30 Uhr? Beruf kann warten! Sieht man ja an der Kita!

„Vielleicht habe ich Glück und Kati kommt heute“, sagt das Herzmädchen öfter. Kati ist eine festangestellte Mitarbeiterin der Einrichtung und Herzmädchen mag sie sehr. Das bestimmt nicht ohne Grund. Zur Arbeit zu kommen ist aber heutzutage irgendwie zur Glückssache geworden. Branchenübergreifend.

Frau Life Science und der Lifescientist sind in dieser Hinsicht übrigens echte Glückspilze! Sie sind bei der Arbeit meistens da. Nicht immer ganz taufrisch, aber eben da. Bis jetzt.

Ein Gedanke zu “Fachkräftemangel durch Fachkräftemangel

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