Schöner Lehren

Der Schulträger hat eine umtriebige Fortbildungsabteilung und immer mal wieder, oder besser sehr oft, plopped auf dem Dienstgerät eine Einladung zu einer Fortbildung auf, meistens exakt dann, wenn man gerade vorwiegend mit Überleben im Schulalltag beschäftigt ist (das wissen die natürlich nicht.)

Jetzt über „Diversity im Klassenzimmer“ nachdenken! Diversität, genau. Diverse Probleme. Das ist gemeint, oder?

Oder: „LRS – Was Sie alles für Ihre betroffenen Schüler hätten machen hätten sollen, aber gar nicht konnten und wofür Sie Ihren Kopf trotzdem hinhalten“.

Die richtigen Fortbildungen sind natürlich meist ganztägig. Bei einer Teilzeitstelle ist die resultierende Zeitdifferenz zu Ihren Ungunsten selbstverständlich Ihre Privatsache. Möchten Sie sich etwa nicht fortbilden? Nanana!

In Berliner Kilometern gerechnet sind die Veranstaltungen auch immer sehr weit weg. Es graut einem vor der familiären Planung, inklusive Zeitpuffer für den verkehrsmässigen Alltag-hak. Das wird teuer!

Zusätzlich stellt man dann ja noch, als sich fortbildende Lehrkraft, Aufgaben bereit für die eigene Klasse, damit sie eventuell noch irgendwas Sinnvolles für das Fach lernen. Denn irgendwann muss man es ja auch wieder abprüfen…

Alles zusätzliche-zusätzliche Arbeit. Aber kostet ja auch wieder nichts dank einfach nicht umgesetzter gesetzlich festgelegter Pflicht zur Zeiterfassung.

Neben dem Schulträger stehen auch andere Anbieter nicht nach und sind mit verlockenden Angeboten in Sachen Fortbildung zur Stelle:

„In einer Collage aus Zeitschriften darstellen, wo man nach dem ersten Halbjahr gerade so steht und immer restlichen Jahr noch hinwill“. Am Nachmittag.

Au ja! Da bucht man doch gerne die Babysitterin und zahlt drauf mit Geldern, die man im Beruf an dem Tag nicht einspielt: Für eine berufsbezogene Collage, die man sich in sein nicht vorhandenes Arbeitszimmer hängen kann. Supi!

Vielleicht liegt es tatsächlich an den Themen. Dass sie nicht so den Nerv treffen und dass sie Frau Life Science nicht hinter dem Luftfilter hervorlocken. Es müssten einfach andere Fragestellungen sein, zum Beispiel:

ADHS in der Schule

Sie sollen SchülerInnen bei ihrem AD(H)S behilflich sein und haben es aber selbst? Sie posten gerne mal vertrauliche Informationen im falschen Kanal und wissen genau, es war nicht das letzte Mal? Sie suchen ständig Ihre Schlüssel? Haben Gestrüpp im Haar und merken es nicht? Ihr Rucksack ist ständig offen und Klassenerzieherinnen möchten Ihnen dauernd bei den einfachsten Dingen helfen?

Bewältigen Sie Ihr persönliches Defizit mit nützlichen Strategien wie Humor, mit Mehrarbeit, mit Kreativität und mit dem treffsicheren Erkennen anderer betroffener KollegInnen.

Ach so, das kann ja Frau Life Science eigentlich schon recht gut. Aber sich in Sachen fortbilden, die man schon super kann, auch ein sehr beliebter Trick unter LehrerInnen.

Aber vielleicht wären folgende Themenstellungen wirklich was?

—> Wie wälze ich Arbeit auf KollegInnen ab, ohne dass es zu sehr auffällt?

—> Wie simuliere ich für diverse Kontrollinstanzen Arbeitsprozesse, die gar nicht stattfinden?

—> Wie lerne ich, mir bestimmte Schuhe nicht anziehen, auch wenn sie zu passen scheinen?

—> Wie lerne ich endlich mich einmal krankzumelden, obwohl ich klinisch gesund bin?

Das wären gute Angebote! In Teilzeit am besten. Im eigenen Kiez. Bis dahin wird weiter weggeklickt.

Ein Gedanke zu “Schöner Lehren

Hinterlasse einen Kommentar