Kennen Sie Plotsdam? Wenn nicht, fragen Sie den kleinen Schatz. Plotsdam liegt unweit von Berlin in südwestlicher Richtung, direkt an der Havel und besticht unter anderem mit entzückenden Schlössern und Parks.
Der Lifescientist hat in Plotsdam eine Wochenend-Veranstaltung zu besuchen und entfällt dadurch weitgehend als Betreuungskraft, Ansprechpartner für Frau Life Science und als Koch. Aber es gibt Abhilfe. Denn den Familien der ForscherInnen wird die Möglichkeit gegeben, sich auf eigene Kosten ins Tagungshotel hinzu zu buchen und das Beste ist: der Konferenzveranstalter bietet gebührenfrei qualifizierte Kinderbetreuung an. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Steuerzahler.
Laut Internetbewertung liegt das Hotel direkt am Meer. Sapperlot! Auch ein Indoor-Pool sei vorhanden. Einem entspannten Wochenende steht wohl nichts mehr im Wege. Frau Life Science rechnet auch mit allerbestem Wetter, sie hat es im Radio gehört. Es war nur leider der falsche Sender, wie sie später feststellt – In Brandenburg sind es 10 Grad weniger als im Sendegebiet von SWR1 und größtenteils bewölkt.
Am Freitag holt Frau Life Science das Kind früher vom Kindergarten ab, sie steigen in den Bus, dann in die S-Bahn zum Wannsee, von dort in selbige nach Plotsdam Hauptbahnhof und, weil sie den Verbindungsbus zum Hotel gerade verpassen, gönnen sie sich ein Taxi. Wobei es immer auf die Perspektive ankommt: „Der Bus hat uns verpasst“, würde der Forschernachwuchs sagen.
Der kleine Schatz bleibt bei der Kinderbetreuung lieber als derzeit im Kindergarten, obwohl er die Leute dort nicht kennt. Es ist eben nicht immer die Frage einer wochenlangen Eingewöhnung, sondern es kommt auf die Aufmerksamkeit, die man ihm schenkt, an. Auf ein echtes Bemühen um das Kind, ein Beziehungsangebot. Sie können das Herz eines Dreijährigen in 30 Sekunden erobern oder in drei Wochen nicht.
„Es ist halt auch ein Luxusprogramm“, meint die Erzieherin, „was hier stattfindet, wir haben einen optimalen Betreuungsschlüssel“. „Sowie ein professionelles Berufsverständnis und eine motivierte Arbeitshaltung,“ ergänzt Frau Life Science in Gedanken.
Zur Abholzeit, Herr und Frau Life Science schlagen extra gemeinsam auf, möchte das Kind nicht mit. Es spielt gerade so schön mit den anderen Kindern! Da haben wir’s. So geht gute Kinderbetreuung!
Der Forschernachwuchs arrangiert später ein gemeinsames Dinner mit einer Fünfjährigen (oder war es die Fünfjährige?), was zu einer erfrischenden Plauderei von Frau Life Science mit einer Archäologin, Mutter der Fünfjährigen führt. Die ist gerade da hingezogen, wo Frau Life Science ursprünglich herkommt. Sie teilt die Erfahrung schwieriger sozialer Integration im neuen Umfeld. „Uns braucht keiner“, sagt die Archäologin lapidar und wirft fragend die Hände in die Luft. „Kenn‘ ich“, sagt Frau Life Science, „und ich dachte schon, ich ticke nicht richtig.“
Mit dem Wassertaxi geht’s am Sonntag zurück zum Bahnhof und Familie Life Science freut sich schon aufs nächste Jahr in Plotsdam.
