Unter dem Weihnachtsbaum der Schwiegermutter wird aufgestellt: Ein Geschenk, das der Forschernachwuchs im Berliner Kindergarten selbst hergestellt hat. Es wurde extra von der Hauptstadt nach Südbaden transportiert. In Zeitungspapier ist es verpackt, was aus Gründen des Umweltschutzes geschieht. Man möchte im Kindergarten den ökologischen Fußabdruck des Kindes so gering wie möglich halten. Dass man es dafür so wenig wie möglich betreut, ist aus Sicht von Frau Life Science nicht unbedingt erforderlich, aber sei´s drum.
Aus dem Zeitungspäckchen kommt zum Vorschein: das Geschenk von einem anderen Kind. Das Etikett ist eindeutig: „von Sebastian“. Beschreibe einer die eingetretene Verstörung! Der Forschernachwuchs selbst erkennt das Produkt seiner Arbeit auch nicht wieder. Er hatte ein grünes Tüchlein als Verschluss gewählt, kein blaues. Nun kann das natürlich mal passieren, bei über 60 Kindern in so einer Einrichtung.
Nur, was ist es überhaupt, was da verpackt wurde? In einem Deckelglas mit Schnappverschluss (Woolworth; Preisschild 1 Euro ist noch dran und wirkt ungeheuer nachhaltig) findet sich ein fragwürdiges weißes Pulver, das in irgendeiner Weise aromatisiert scheint und Klumpen bildet. Aber was soll man mit dem weißen Zeug machen? Kochen, Backen oder Baden? In den Kleiderschrank stellen? Wäsche waschen? Der Forschernachwuchs macht keine Angaben. Um Näheres herauszufinden schleckt Frau Life Science sogar am Pulver, es schmeckt seifig.
Frau Life Science lässt es sich nicht entgehen, noch direkt an Heiligabend der Mutter des Kindes, das das fehlgeleitete Geschenk hergestellt hat, eine Textnachricht zu posten. Diese weilt jedoch in Großbritannien, und hat ihr Kindergartengeschenk zu Gunsten deutscher Süßigkeiten für die Verwandschaft (insbesondere Duplo und Lachgummi) nicht dorthin eingeführt. Es ist nun also nicht klar, ob es sich um einen simplen „eins zu eins“-Tausch, mit Sebastian oder einen komplexen Ringtausch handelt. Ebenso wenig ist bisher geklärt, wofür oder wogegen die duftende Chemikalie überhaupt einzusetzen wäre.
Es wäre alles lustig und unbedeutend. Ein vertauschtes Geschenk, noch dazu komplett nutzlos – Kindergarten halt. Wenn es nicht so symptomatisch wäre und so traurig. Da bringt man ein verdammtes Jahr lang unter größtem verkehrstechnischen Aufwand das wertvollste, was man auf dieser Welt je besessen hat, in eine pädagogische Einrichtung, in der es irgendwie durchrutscht, verwechselt und nicht gesehen wird.
Kinderbetreuung in Berlin ist kostenlos. Aber muss sie deshalb auch umsonst sein?
Lesen Sie in den nächsten Artikeln:
- Was nach einem Jahr Kindergarten im Berliner Sprachlerntagebuch über das Kind verzeichnet ist (Spoiler: NICHTS)
- Wann das Cover der Kunstmappe erstellt wurde (Spoiler: Am Tag der Abschiedsfeier; und so sieht es auch aus)
- Welche Kinder bunte Fingerabdrücke auf einer Abschieds-Stofftasche hinterlassen haben, die nachweislich krank waren
…und vieles mehr.
Frau Life Science möchte übrigens gerne wieder tausende von Dollars pro Monat für die Kinderbetreuung zahlen wie einst in New York – und dafür jemand sein und gesehen werden. Aber es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen.

Hier ist der Kindergartenbesuch auch kostenfrei aber gar nicht vergeblich Mit einer Mappe, in der die Entwicklung des Kindes so schön und individuell dokumentiert ist, dass die heute 10jährige sie immer noch ab und zu schaut.
Wechselt Ihr nicht bald? Die Trennung fällt dann nicht so schwer, oder?
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Liebe Samybee, danke fürs Lesen und Kommentieren. Ja, wir wechseln und die Zeit dort ist schon beendet. Die Trennung fiel und fällt uns dennoch schwer, es sind ja keine Unmenschen gewesen, bei Weitem nicht.
Ein bisschen neidisch bin ich ja schon auf eure Mappe… aber schön zu lesen, dass es auch anders geht.
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Liebe Frau Life Science,
da bin ich ja froh, dass meine Sprösslinge längst aus dem Kindergarten raus sind…. Aber wir hatten Glück mit unserem. Klein und fein mit sehr netten Betreuern und -innen…..
Wenn ihr mal wieder im Südwesten seid, würde ich mich über ein Wiedersehen sehr freuen 😊. Melde dich gern wenn du magst.
Alles Liebe von U.R. aus der RS in E.a.K.
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Oh, ich wünsche Euch für die kommende Betreuungszeit schönere Erinnerungen! Für uns endet in diesem Jahr die Kitazeit und definitiv mit weinendem Auge. Aber unsere Einrichtung ist wahrlich einzigartig und keiner weiß, wie lange dieses Konzept so noch an die Kinder und Familien gebracht werden kann, wegen Wirtschaftlichkeits- und anderen blöden Gründen…
Alles Liebe für Euch, Deine Nieselpriem
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Danke, liebe Nieselpriem. Dann genießt mal eure Zeit dort ganz besonders!
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