Unalltag 19

Frau Life Science möchte dringend  ihren Küchenboden und sämtliche Arbeitsflächen von der expressionistischen Kochwut ihrer Männer verschonen die gastronomischen Betriebe ihres Viertels fördern, darum holen sie zurzeit öfter Essen ab.
Auf einer sonntäglichen Radtour checkt die Familie, welche ihrer Lieblings-Restaurants gerade Takeaway als Ersatzdienstleistung anbieten, damit sie sich irgendwo ein schönes Sonntagsessen mit nach Hause nehmen können. Dabei fällt wider auf: so manches Lokal kocht da so vor sich hin. Schon fast heimlich. Restaurants, die geschlossen aussehen, sind eigentlich für „außer Haus“ tätig. Man muss nicht selten ums Gebäude herumlaufen und nachschauen, ob irgendwo ein Fenster oder eine Tür offen steht. Es gibt kaum eine aktuelle Beschilderung oder gar sichtbare Werbung für das vorhandene Angebot. Heißt das, die Gaststätten erhoffen sich nicht viel von dieser Möglichkeit? So ohne Getränkeverkauf etc.? Wenn es für sie eine echte Chance wäre, müssten sie doch viel mehr auf sich aufmerksam machen.
Bei alldem bestes Wetter. Eine Frühlingswiese liegt bereit. Man darf ja seit neuestem wieder auf einer Decke oder Parkbank etwas länger ausruhen in Berlin! Was immer das heißt! Aber ist es auch rechtskonform, ebendort mit seiner Infektionsgemeinschaft ein Takeaway-Essen einzunehmen? Man gerät wirklich ins Zweifeln. Eine Internetrecherche ergibt: eher nein. Einfach trotzdem machen? Da vorne auf den Treppenstufen …?
Familie Life Science radelt nach Hause und isst den kroatischen Grillteller lauwarm.

Frau Life Science leidet unter pandemiebedingtem Zeitmangel. Was am meisten Zeit erfordert, ist natürlich das unterbeschäftigte Kind. Es fragt ständig: „Was können wir denn jetzt  noch maaaachen?“ Die dann noch übrige Zeit muss Frau Life Science sich stundenlang Nachrichten, Radiosendungen und Podcasts reinziehen und das alles auch verarbeiten und mit dem Lifescientisten besprechen. Die Erkenntnis aus ihrem verbissenen Studium über mehrere Wochen hinweg ist: Es ist, war und wird sein ein Riesenkackmist und zwar überall und in jeder Hinsicht. Pandemie halt.

Am Abend die Wohnung nochmals aus einem triftigen Grund verlassen: Feierabendbier von der Tankstelle. Dabei Preise für Mundschutz, Desinfektionsmittel und Handschuhe gesehen. So teuer wie einst der weiße Spargel in New York.

Zehnmal einfachster Mundschutz: 24,90 €.
Einmalhandschuhe, Hunderterpackung: 25,99 €.
Eine Flasche Desinfektion: 19,99 €.

Unalltag ist auch, wenn die Narrenfreiheit-Besucher-Statistik auf einmal Purzelbäume schlägt. Solche Ausschläge in einer Statistik gibt es sonst nur, wenn ein Corona-infizierter Barkeeper in einer Après-Ski-Bar Cocktails mixt. Buddenbohm und Söhne hat einen Artikel verlinkt, und erweist sich dabei als Superspreader.

Statistik

 

 

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