Es braucht schon ein unsägliches Coronavirus, damit man seinen Stadtteil einmal besser kennen lernt. Gerade noch so in Kinderfahrrad-Distanz liegt der Fliegeberg von Lichterfelde. Man sieht Familie Life Science jetzt öfter dort.

Der Fliegeberg ist ein Fliege-Berg. Angelegt im Jahre 1894 zu eben diesem Zweck: dem Fliegen. Denn wenn man in Berlin einen ordentlichen (Flug-)Hügel braucht, dann muss man ihn schon aufschütten. Das dachte sich zumindest der Flugpionier Otto Lilienthal (*1848) und verwendete dazu den Abraum einer Ziegelei, also was beim Ausgraben von Tonerde so übrig blieb. Natürlich hat Otto Lilienthal den 15 Meter hohen Berg nicht selbst aufgehäuft, sondern seine Arbeiter.
Über 1000 Mal ist Otto Lilienthal aber höchstselbst mit seinen in Eigenregie geplanten und gebauten Flug-Gestellen von diesem Hügel in historisch bedeutsame Gleitflüge gestartet, die ihn rund 80 Meter trugen. Sagenhaft.
Heute erinnern an den Flugpionier nicht nur der immer noch erhaltene 15 Meter hohe Berghügel, sondern auch eine bronzene Weltkugel,auf dessen Spitze und drumherum ein kreisrunder Pavillon.
Wenn sich Vierjährige vom Hügel kullern lassen, landen sie direkt vor dem lang gezogenen Wasserbecken mit der trüben Brühe und den treibenden Plastikflaschen, in dem sich Stockenten und ihre edlen Freunde, die Mandarinenten übers Wasser jagen.
Hier können Sie die eine oder andere Stunde verbringen. Kinder und Tiere! Und wenn Sie Glück haben, kommen auch die Karpfen und schnappen nach Futter.

Über Ihnen zeichnet ein Airbus Kondenstreifen in den hellblauen Himmel und eine Drohne surrt weitgehend unbeachtet übers Gelände. Tja. Über 100 Jahre später.
Einmal ist Otto Lilienthal in den Tod geflogen, das war aber nicht vom Fliegeberg. Auf seinem Grabstein auf dem Lankwitzer Friedhof steht ein Satz, der vielleicht aktueller nicht sein könnte:
„Opfer müssen gebracht werden“.
