Manchmal fragt der Forschernachwuchs früh morgens oder mitten am Tag, ob die Corona-Zeit schon vorbei sei. Das hätte den Vorteil, dass man wieder mal ein Spielzeug mit in den Kindergarten bringen könnte und dergleichen mehr.
Seiner Vorstellung nach wurde Corona übrigens von einem großen und einem kleinen Laster der Bevölkerung angeliefert und muss auf dieselbe Weise wieder abtransportiert werden.
Tja, lieber Forschernachwuchs. Leider haben mehrere Laster eine ordentliche Ladung Corona in allen möglichen Fleischfabriken des Landes ausgekippt und nehmen es nicht wieder mit.
Vermutlich kamen die Laster direkt von einem Gotteshaus. Jedenfalls haben angeblich Teile der Belegschaft des Schlachthofes Westfleisch und Tönnies am 17. Mai zusammen einen Gottesdienst besucht. Am Vortag sei es dazuhin zu einem Treffen irgendwelcher Mitarbeiter beider Betriebe in einem Restaurant gekommen (Kontaktbeschränkungen?). Nach diesen beiden Anlässen sei der Ausbruch bei Tönnies hochgekocht.
Im Oldenburger Schlachthof Wiesenhof, wo ein weiterer Coronavirus-Ausbruch entdeckt wurde, hat ein Mitarbeiter des Betriebs in einem Gottesdienst 10 Menschen angesteckt.
Es scheint offensichtlich, dass Gottesdienste wesentlich dazu beitragen, dass das Virus landesweit ordentlich streut. In allen möglichen Schlachthöfen (wo für die Weiterverbreitung das Allermöglichste getan wird). Aber auch die Fälle in dem abgeriegelten Wohnblock in Neukölln stehen im Zusammenhang mit einer Glaubensgemeinschaft, und werden darüberhinaus in Verbindung mit Vorfällen in Spandau und Magdeburg gebracht. In Frankfurt am Main wurden im Mai 200 Menschen direkt oder indirekt bei einem Gottesdienst infiziert. In Bremerhaven gab es Ende Mai Infektionen im Umfeld einer Pfingstgemeinde, die allerdings weniger im Zusammenhang mit einem konkreten Gottesdienst, sondern mit der Lebensweise der betroffenen Familien gesehen werden.
Trotz dieser erstaunlichen Häufigkeit von Infektionen bei Gottesdiensten wird nur oberflächlich darüber berichtet, man muss sich die Finger wund googeln, um die Zusammenhänge (dann doch nicht) zu finden.
Die Verstöße seien nicht justiziabel gewesen, die zu dem Corona-Ausbruch (200 Infektionen) nach eine Messe in Frankfurt geführt haben, schreibt die Welt. Das überrascht nicht, denn wenn die gesetzlichen Regelungen so wenig zweckmäßig sind und waren, kann man hinterher auch keinen zur Verantwortung ziehen. Was Frau Life Science aber noch an der Meldung auffällt: Baptisten halten keine Messe, ebenso wenig wie Tennisspieler Tore schießen. Der Begriff „Messe“ ist der katholischen Konfession und ihren Abspaltungen vorbehalten. Eine katholische Messe und ein baptistischer Gottesdienst kann man von Umfang/Ablauf/Inhalt her nicht miteinander vergleichen.
Es sind bei den meisten Infektionen durch Kirchenbesuche keine landeskirchlichen Gottesdienste der bekannten Konfessionen betroffen gewesen, sondern Freikirchen mit ihren typischen Merkmalen: überregionales Einzugsgebiet, hohes Besucheraufkommen, lange Veranstaltungsdauer, euphorische Beteiligung und enge religiöse Rituale (Abendmahl? Zungenrede? Whatever?). Ebenso verhielt es sich zu Beginn der europäischen Pandemie im französischen Elsass. Auch hier: Freikirche.
Das ist natürlich tragisch und fies, dass das Virus in diesen Kreisen so gerne mitfeiert. Denn raten Sie mal, wer näher am Stifter der christlichen Religion ist: die protestantischen Akademiker, die mit Frau Life Science in Lichterfelde am Sonntagmorgen mit Mundschutz unter Pinien sitzen und Open-Air-Flügel-Klängen lauschen, oder eine Freikirche, die zahlreich und von weither kommend besucht wird; von Menschen, die im Gottesdienst echte Gefühle zeigen und sich für alles mögliche öffnen, auch für Viren? (Trotzdem sind Frau Life Science persönlich die beschaulichen Flügel-Klänge deutlich lieber.)
Nun kann man sich schon mal fragen, warum im Gütersloher und Warendorfer Lockdown Gottesdienste egal welcher Couleur weiter erlaubt sind (Die evangelische Kirche beschränkt sich selbst freiwillig).
Aber so ein ganz realer Gottesdienstbesuch im akuten „Lockdown“. So indoor? Mit vielen Leuten? Darauf muss man erst mal kommen.
Tendenziell sind es eher freikirchliche Gottesdienste, die im Virenschleudermodus abliefen, aber leider nicht nur. Auf den Fotos der Abschiedsmesse des Kardinals von Lyon, Barberin (der über Jahrzehnte pädophile Priester gedeckt hat und jetzt in die Bretagne gehen wird) sitzen die Gläubigen so eng nebeneinander, daß man sich fragt, ob Corona in Frankreich noch nicht stattgefunden hat – wenn man es nicht besser wüßte.
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Wenn man das Wegschauen schon gewohnt ist, fällt das eng Nebeneinandersitzen auch nicht mehr so schwer.
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Hallo und vielen Dank für den Ihren Beitrag!
Ausgezeichnet Blog.
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