Futobasaurus

Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen. Einen Futobasaurus zum Beispiel. Stegosaurus, Ankylosaurus oder ein Diplodokus, in allen Größen und Farben, mit oder ohne Zacken, das mag alles noch angehen. Aber einen Futobasaurus? Vergessen Sie‘s.

Futobasaurus, ein Plesiosaurier aus der späten Kreidezeit. War Ihnen sicher klar.

Willkommen in der Welt der Dinos und ihrer vorzeitlichen Freunde. Frau Life Science wird dank ihres fast Sechsjährigen, der quasi über Nacht von einem schweren Dinofieber erfasst wurde, da zunehmend hineingeführt und es fällt ihr wie Reptilschuppen vom Rücken, dass diese ganzen Dinos in all ihrer schmucken Vielfalt nicht von Ravensburger, Schleich und Co gestaltet wurden, sondern dass sie bis ins Detail genau so wie das Spielzeug wirklich aussahen und tatsächlich dereinst auf Erden herumtrampelten, jeder einzelne und mag er noch so fantasievoll daherkommen. Kinderkriegen bildet, auf allen möglichen Sachgebieten.

Für Dinosaurier hat sich Frau Life Science in ihrem bisherigen Leben nicht im geringsten interessiert. Als in Erdkunde das Mesozoikum dran war und erklärt wurde, welches Getier in der Zeit der Kreide gelebt hat, war Frau Life Science wohl ebensolche holen.

Orientierung in Raum und Zeit ist sowieso nicht so ihr Ding. Wie sollte man auch erfassen und verstehen können, was sich in Millionen von Jahren weltgeschichtlich zugetragen hat, wenn man nicht einmal seine eigenen ganz privaten Lenensjahrzehnte überblickt und die Schichten geordnet kriegt, geschweige denn, eine höhere Logik darin erkennt?

Neulich behauptete einer unverhofften Begegnung eine ehemalige Kollegin, es handele sich um zwanzig Jahre, die vergangen seien, seit sie und Frau Life Science zusammengearbeitet hätten. 20 Jahre – nicht zu fassen! 20, 40 oder 60 Millionen Jahre – aber erst recht nicht.

Wozu gibt’s Bücher? Frau Life Science hat die Möglichkeit, sich selbst und ihren Forschernachwuchs mit Hilfe der Stadtbücherei über Dinosaurier und Co zu informieren. Nur schade, dass die Kinder-Sachbücher über Fossilien mitunter selber solche sind: 1989 steht da im Einband. Mit zigfach Tesa ist das Buch-Artefakt hoffnungsvoll präpariert worden. Ein über dreißig Jahre (ab)genutztes Kindersachbuch zur Bildung der Berliner Jugend in Zeiten der Pandemie – gehts noch? Zum Glück befindet sich direkt unter der Leihbücherei ein Buchladen.

Das Fossilienfachwissen wächst stetig, allein die Sauriersammlung des Kindes blieb bis zuletzt unvollständig. Futobasaurier kann man eben nicht kaufen.

Aber man kann einen falten! Im Internet gibt es eine Vorlage mit 23 Einzelteilen zum Ausschneiden und Zusammenkleben.

Mama, können wir das ausdrucken, können wir das JETZT ausdrucken, können wir das bei den Leuten, wo wir gerade zu Besuch sind ausdrucken, Mama, können wir ihn falten, machen wir vor dem Schlafen gehen noch den Futobasaurier, Mama, wann machen wir ihn, Mama ich brauche ihn jetzt, Mama wann.

Einen Futobasaurier zu falten ist eine Tortur, zumindest, wenn man 1000 andere Sachen im Kopf hat und wenn ein sechsjähriges Kind, äh, mithilft. Frau Life Science hat dabei mehrmals die Nerven, aber das Ziel nicht aus den Augen verloren und ihr Forschernachwuchs hatte doch gleich gewusst: da hilft nur Heißkleber. Er war dann wirklich so. Die 23 Einzelteile sind mit Heißkleber verbunden, es war aber nur noch eine grüne Glitzerpatrone da.

„Gut, Mama“, ließ sich der Forschernachwuchs nicht nehmen zwischendurch zu sagen, denn er wollte um jeden Preis an seinen Futobasaurier kommen. Mit einer entnervten Mutter hatte er keine guten Karten, das wusste er.

Ob es denn gut sei, wenn er die Mama so lobe? Frau Life Science fand das in der Tat sehr positiv, auch einmal gelobt zu werden, das kommt ja praktisch nie vor, und am Ende des Knicken und Klebens lobte sie sich selbst, denn sie hatte einen Futobasaurus gefaltet und sah, dass er gut war.

Dass man auf der genannten Internetseite auch Faltvorlagen für einen Euoplocephalus (53 Teile) samt aller seiner Stacheln findet oder einen eleganten Hirschkäfer aus der Erdneuzeit, erwähnt sie lieber nicht. Sonst müssen sie die auch noch falten. Da wartet sie lieber, bis die Kinder groß sind. Aber dann! Ein bisschen Spaß hat es nämlich doch gemacht.

Der Glitzeranstrich vom Forschernachwuchs gibt dem Futobasaurus den letzten Schliff, und, da mit Farbe nicht gespart wurde, nach dem Trocknen erstaunlich viel Stabilität.

4 Gedanken zu “Futobasaurus

  1. Der Hals ist sehr lang und schmal… als jemand, der schon einen Jaguar und zwei Kolobris auf ähnliche Art und Weise geklebt hat, sehe ich direkt diesen sehr langen und sehr schmalen Hals! Auf das der Dinosaurier lange hält!

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      1. Mich haben der Jaguar-Schwanz und die Schnäbel der überdimensionierten Kolibris arg gefordert. Zu dicke Finger und gleichzeitig zu wenig Hände 🙈. Jedenfalls hat mich das gute doppelseitige Klebeband aus meinem Bastelkoffer (also nicht das klassische weiße aus der Küchenschublade) gerettet.

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