Die Kleine wurde gegen unser aller Virus geimpft. Frau Life Science hatte vor dem Termin Angst gehabt: Vor Querdenkern an der Praxistür, vor fehlendem Wirkstoff in der Spritze und vor Quarantänisierungen im Praxisteam. Vor sonst nichts.
„Kennst du die Ärztin überhaupt?“, hatte die Schwester von Frau Life Science im Vorfeld gefragt. „Nein“ gestand Frau Life Science, „sie wurde mir auf Twitter anonym von einem Aktivisten empfohlen“. Beim Aussprechen merkt Frau Life Science selbst, wie eigenartig das doch alles ist.


Willkommen in der schrägsten Phase der Pandemie.
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Of of„Ihre Autoreparatur wird zwei bis drei Wochen dauern“, hatte der Mechaniker gesagt. Als Frau Life Science zum Unterschreiben in der Werkstatt vorbeischaut, und die Mitarbeiter des Autohauses im Umgang miteinander beobachtet (nettes Betriebsklima!), reichen ihre Modellierungsfähigkeiten nicht aus, um abzuschätzen, ob Omikron die Belegschaft gleich morgen, oder erst in drei Wochen ans heimische Bett fesselt (letzteres wäre ihr lieber). Offensichtlich ist nur, dass der Boden für beides schon gründlich bereitet wird.
Willkommen in der entspanntesten Phase der Pandemie. Man ist dreimal geimpft. Und jetzt hör auf zu nerven.
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Mit Sechstklässlern spricht Frau Life Science in einer Vertretungsstunde über die bevorstehenden Ereignisse des Jahres 2022. Sportlich, persönlich, politisch usw. Was denn alles?
„Lockdown“, wird reingerufen.
„Wer glaubt, dass es 2022 einen Lockdown mit geschlossenen Schulen geben wird?“
Die meisten Hände gehen hoch.
Willkommen in einer mal wieder relativ perspektivlosen Phase der Pandemie.
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Kennen Sie Pustebilder? Mit einem Strohhalm wird flüssige Wassserfarbe auf einem Blatt verteilt. Und frische Viren unter 28 ungeimpften Erstklässlern. Kartoffeldruck, Kratzbilder, Scherenschnitt, Origami… Es gibt so viele kreative Techniken! Man muss schon etwas länger überlegen, um auf eine so ungeeignete zu kommen. Und sie dann durchführen.
Willkommen in der Pandemie-Realsatire.