Irgendwann durfte sich der Forschernachwuchs auch eines kaufen: Ein eingeschweißtes Päckchen mit Hafenkäs®-Sammelkarten. Mit 4,99 Euro ist man dabei. Einige seiner Freunde sammelten schon fleißig.
Mit den ersten eigenen Karten musste auch bald ein Sammelalbum her. Und dann gab’s kein Halten mehr. Frau Life Science möchte nicht behaupten, sie habe nicht gewusst, worauf sie sich da einließ.
Dann kam das Fachsimpeln. “Mama, das ist ein Brimborium vom Typ Gedöns. Mit 130 Effektpunkten, Das kann sich in ein Bohei verwandeln.“
„Ach was.“
Hafenkäs®-Sammelkarten sind übrigens DER Geheimtipp für Heimsuchungen der Zahnfee. Zu allen unmöglichen Tages- und Nachtzeiten bleiben ja bei Erstklässlern irgendwo Zähne stecken, in Schrippen und Apfelschnitzen oder sie kurbeln sie sich einfach selbst raus und egal, welcher Wochentag, gleich welche Uhrzeit, am nächsten Morgen muss ein anständiges Konsumprodukt vorliegen, so will es der Kapitalismus. Und die Mama springt. 20 Zähne hat ein Kind.
Am Kiosk hier im Viertel ist Nachschub ständig ausverkauft, sodass Mütter sich Kurznachrichten senden: Es gibt wieder Hafenkäs®-Sammelkarten oder es gibt jetzt keine mehr. Klar, können von bedruckten Pappkarton nicht ausreichend Stücke vorgehalten werden. Das Prinzip Verknappung funktioniert zu allen Zeiten und weltweit.
“Mama, was ist McDonald‘s?” – Der Forschernachwuchs wusste es wirklich nicht. Er kannte Pommes und Burger und sonstiges Fast Food und er hat ein Kreuzchen an der falschen Stelle auf dem Zettel von Schulzahnarzt. Dennoch hatte er von McDonald‘s noch nie gehört. In seinem Kiez gibt’s keines, es würde pleite gehen unter biodeutschen Akademikern, und es hat sich auch unterwegs nie ergeben. Die frühen Jahre hat er längst vergessen.
Dass es bei McDonald‘s Hafenkäs®-Sammelkarten gibt, hatte sich aber nun bis zum Forschernachwuchs rumgesprochen. Lernt man als Siebenjähriger in der Schule, so wie „Ey, Alter!“, oder „Das finde ich schei….“ und jemanden beinahe „in die E…er“ treten.
„McDonald’s – Wo ist das, Mama? Kostet das viel Geld? Warum magst du das nicht?“
„Morgen fahren wir hin“.
Sie schwangen sich aufs Rad. „Das, lieber Forschernachwuchs, ist McDonald‘s. Siehst du das M ? Guck, das sieht aus wie aus Pommes, nicht wahr? Schau mal, hier steht man zum Bestellen an.“ Frau Life Science fühlte sich wie im Sachunterricht, nur wusste sie selbst nicht Bescheid.
„Was muss man machen, um Hafenkäs®-Sammelkarten zu bekommen?“ -„Ach, ein Happy Meal kaufen.“ Sie hätte drauf kommen können.
„Wir hätten dann gerne ein Happy Meal“.
Der Cheeseburger schmeckte dem Forschernachwuchs nicht, die Pommes schon, das Herzmädchen rastete ob der knallbunten Rutschbahn aus und Familie Life Science hat nun ein weiteres Ausflugsziel im Repertoire.
Und Frau Life Science kann nicht behaupten, sie habe es nicht gewusst, worauf sie sich da eingelassen hat. Sie hat dem Kinderkapitalismus den kleinen Finger gereicht.