Manchmal haben die Kinder Husten oder Verstopfung und der Kinderarzt ist nicht verfügbar oder man hat keine Zeit, 3 Stunden in die Akutsprechstunde zu sitzen um sich dort auch noch neue Bazillen einzufangen.
In solchen Fällen geht Frau Life Science schon einmal in die Apotheke und lässt sich „beraten“. Sie schildert die Beschwerden des Kindes. Ein Medikament wird ihr gereicht und erläutert, was es bewirke.
Ehe sie ihr Geld herauskramt – so hat sie es sich zur Angewohnheit gemacht – fragt Frau Life Science, ob das empfohlene Mittel eventuell homöopathisch ist.
Und jedes Mal heißt es „ja“. Einfach „ja“.
Das ist dann der Moment, wo die Stimmung am furnierten Tresen zu kippen droht. Frau Life Science hat die Arzneipackung ja bereits ihrer Hand gedreht und gewendet, es steht nirgends ein Hinweis. Und jetzt ist das schon wieder Wasser mit einer nicht nachweisbaren Menge an Wirkstoff? Dafür hätte sie nicht extra in die Apotheke gemusst.
„Homöopathisch – Ach, das mögen Sie nicht?“, fragt die Mitarbeiterin und redet mit Frau Life Science wie mit einer schwierigen Kundin. Sie ist aber keine schwierige Kundin, sondern es ist eine schwierige Apotheke.
Das ist doch nicht ok, Kunden ein Mittel zu empfehlen, ohne deutlich zu machen, auf welchen Prinzipen dessen Wirkung beruht. Und so ist es immer und in jeder Apotheke.
Selbst wenn Frau Life Science ein glühender Fan der Homöopathie wäre, müsste sie doch darüber in Kenntnis gesetzt werden, dass sie eben diese fantastische Errungenschaft der Menschheitsgeschichte gerade vor sich hat.
Sie ist aber keine Verehrerin, sondern fragt sich eher, was diese Mittel überhaupt in einer Apotheke zu suchen haben. Es gibt ja auch keine Vodoo-Nadeln in der Apotheke oder Schrumpfköpfe.
Wenn ein Kunde Nasenspray verlangt, reicht man ihm doch auch nicht ohne sein Wissen geweihtes Wasser aus Lourdes, nur weil recht viele Leute auf der Welt katholisch sind, und behauptet, das lindere seine Beschwerden.
Überall steht alles drauf. Vegan, linksrum gerührt, ohne Palmöl, chlorfrei gebleicht. Nur bei Medizin ist es anscheinend egal.
Da, nimm!