Es ist etwas faul mit diesem Ticket

Der Senior hat seine Ehrenämter an jüngere Ältere weitergegeben. Aktiv und interessiert bleibt er dennoch.

Wie gerufen kommt ihm da das Deutschlandticket. Die Tochter verwaltet seit einem halben Jahr online das Abo, monatlich schickt sie das eingehende Ticket per “Email to Fax” weiter und es klappt problemlos.

Es öffnet sich dem über Achtzigjährigen mit dem Stück gefaxtem Papier eine Welt von Kultur und Konzerten, im Freiburger Münster und im Konzerthaus. Johann Sebastian Bach hätte dazu, aus lauter Freude, bestimmt ein neues Oratorium komponiert.

Eine Rolle spielt dabei auch das Gefühl, dass es sich mit dem Deutschlandticket einfach „lohnt“, dass es ein Schnäppchen ist, dass den Bürgern hier etwas Vorteilhaftes zur Verfügung gestellt wird. Schwäbische Sparfreude zum Genießen.

Aber jetzt ist vorbei. Das Deutschlandticket darf ab Mai 2024 nur noch digital in einer App oder im „Wallet“ vorgezeigt werden. Der Senior ist so digital wie die Bahn pünktlich ist. Nämlich eher nicht so.

Die Großeltern nutzen zwei analoge Prepaid-Handys, von denen meist eins verschwunden ist, schauen auf einem Tablet WhatsApp Bilder von den Enkeln und lesen, man höre und staune, dieses Blog. Das sie überhaupt so weit gekommen sind, übertrifft die an sie gestellten Erwartungen bei Weitem.

Natürlich könnte der Senior für seine gelegentlichen Ausflüge sich auch ein Standardticket leisten oder die etwas teuerere und in der Reichweite limitiertere Regiokarte.

Aber das Deutschlandticket schafft eben nicht nur preisliche Erleichterung, sondern auch Entlastung vom Ticketkauf mit allen seinen Schikanen am Automaten mit Sonneneinstrahlung und Defekten und generell zu vielen Optionen. Und es ermöglicht einfache Nutzung deutschlandweit. Der Senior bleibt ja nicht im Landkreis.

Warum sollte das Deutschlandticket nicht alle BürgerInnen zustehen? Und wären nicht ältere Menschen eine zu bevorzugende Zielgruppe? Sie sind wohl allen egal, aber ihr Auto sollen sie bitte stehen lassen, damit sie keine Unfälle verursachen.

Es ist nicht nachvollziehbar, dass man zur Nutzung eines Tickets ein geladenes und funktionierendes Endgerät mitführen muss. Warum sollte man zum ÖPNV überhaupt etwas mitbringen? Außer der Fahrkarte?

Und wenn der ÖPNV mein Smartphone zur Ticketkontrolle mitbenutzen will, stellt er dann auch flächendeckend W-LAN und Ladestationen bereit?

4 Gedanken zu “Es ist etwas faul mit diesem Ticket

  1. Es gibt auch die Möglichkeit mit einer Chipkarte. Wenn euer bisheriger Anbieter die nicht hat, könnt ihr auch einen anderen nehmen. Z. B. beim HVV gibt es die Option. Man muss nicht in Hamburg wohnen, um das Ticket über den HVV zu beziehen.

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  2. Checkt das noch mal, selbst die Bahn-Card soll (nun endlich) zwangs-digitalisiert werden, aber es gibt noch eine Print-Version, hat die Bahn kürzlich per e-mail mitgeteilt

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