Unalltag 16

Es klingt wie ein Aprilscherz, Herr Drosten ist ERKÄLTET. Heute darum kein pandemisches Stundengebet, der Corona-Virus-Podcast fällt aus. Man kann statt dessen bei Herrn Kekulé vorbeischauen. Oder bei Frau Merkel, die podcasted ja auch. Zum Beispiel darüber, wie es so läuft mit der Kontaktsperre.

Aber wer hört den Merkel-Podcast eigentlich? Sie? Ne, oder? Frau Life Science kennt keinen, der den nutzt. Den hören vielleicht nur Journalisten, die ihn dann in mundgerechte Häppchen zerstückeln und irgendwo ins Fernsehen, Radio oder Printmedien reinstricken. Ohne Computer ist der Podcast gar nicht zugänglich. Und haben noch vielleicht gerade die, die keinen Zugang zur digitalen Technik haben, und die die getroffenen Maßnahmen auch darum besonders hart treffen,  das Bedürfnis nach einer solchen direkten Ansprache?

Zurück zu Herrn Drosten: Vielleicht ist er aber nicht nur normal erkältet, sondern aus anderen Gründen „verschnupft“. Mittlerweile muss er mit schwierigen Reaktionen aus der Öffentlichkeit umgehen, wie er im letzten Podcast anklingen ließ.
Nun hat er die Öffentlichkeit ja in einem Ausmaß gesucht, das mit realer wissenschaftlicher Tätigkeit (nebenbei auch Regierungsberatung, Familienarbeit) kaum vereinbar schien.
In der Öffentlichkeit gibt es eben auch schlimme Leute, die unberechtigte Dinge an einen herantragen. Das ist unschön. Aber ist es überraschend?

Der gestrige „Einbruch“ im Untergeschoss des Hauses, an das man neuerdings mehr denn je gefesselt ist,  wirkt immer noch nach. Und es hält sich der Eindruck, dass es den Vorfall ohne die Kontaktbeschränkung vielleicht nicht gegeben hätte. Das fragile Lebensgleichgewicht hätte vielleicht einfach gehalten.

Ein Stockwerk weiter oben geht es deutlich beschaulicher zu. Wenn Sie könnten, müssten Sie mal vorbeikommen und Frau Life Science ablösen. Aufgabe: Stereotypes Rollenspiel. Es gibt drei mögliche Szenarien:

  1. Gebacken werden
    Kind ist auf dem Sofa unter einer Decke. Der Erwachsene muss den „Herd“ einschalten und den Backvorgang abwarten. Dazu muss er mehrfach die Backofentür (Bettdecke) öffnen und den Fortgang des Backens überprüfen. Eine Stäbchenprobe bietet sich an. Die Probe ergibt, dass die Backware kichert.
    Es dauert sehr lange. immer wieder muss eine Verlängerung des Backvorgangs einberaumt werden. Schließlich und endlich ist das gebackene Irgendwas fertig. Es wird gierig verspeist.Nicht fertig ist aber das Spiel.
    Rollentausch und von vorn!
  2. Ausflug zum Streichelzoo
    Man wird auf dem „Handy“ angerufen. Es muss ein Treffpunkt vereinbart werden. Der Treffpunkt heißt „S-Bahn-Haltestelle“. Aber wie kommt man da hin? Man muss fünfmal umsteigen, X Busnummern werden ins Spiel gebracht, und überhaupt, es muss doch auch einiges eingepackt werden (Saft, Gummibärchen, Fahrkarte) und das muss alles ausgiebig  besprochen und geplant werden. So richtig wie in echt mit auflegen und nochmal anrufen.
    Den virtuellen Streichelzoo erreicht man nie, denn der Weg ist das Ziel.
  3. Katze
    Nachdem der Forschernachwuchs lange glaubte, ein Äffchen zu sein, hat es sich nun in eine kleine Katze verwandelt. Dieses Kätzchen interagiert wahlweise mit einer Katzenmama („Ich hab Miau gesagt, warum miaust du nicht????“) oder mit einer Katzenbesitzerin, die selbst normal sprechen darf, aber nur noch Miau und Handzeichen zur Antwort erhält.Wissen Sie, was Miau bedeutet?  Frau Life Science weiß es auch nie.

Es ist süß. Aber nicht normal. Wenn man vierzig ist, kann man nicht vier sein. Oder halt nicht den ganzen Tag.

 

4 Gedanken zu “Unalltag 16

  1. Alles, was Richtung Rollenspiele ging, fand ich immer total schlimm mit den Kindern zu spielen. Ich habe immer gerne gebaut, oder richtige Spiele (also Kartenspiele, Brettspiele und so) gespielt. Aber dieses „ich bin jetzt… und du bist jetzt…!“ fand ich immer ziemlich furchtbar. Müsste ich jetzt die Wahl treffen, dann lieber tonnenweise Schulaufgaben mit einem unwilligen Kind als Rollenspiele. Ich weiß, Du hast keine Wahl, aber mein Mitgefühl!

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