Unalltag Achtundzwanzig

Kaum hat Frau Life Science im vorigen Beitrag ihr Konzept zur Kinderbetreuung ohne Kita vorgestellt, fand sie es auch schon in einer Presseerklärung des Berliner Senats online. Sogar mit dem Datum des Vortages, vielleicht mit der Uhrzeit 23:59 oder so, denn am Abend zuvor hatte eine Freundin noch nachgesehen und nichts gefunden.

Nachbarschaftliche Kinderbetreuung ist laut dieser Presseerklärung ab dem 27.4.2020 offiziell erlaubt, mit bis zu drei Kindern. Drinnen und draußen (!) bei bestehender Kontaktbeschränkung. Das ist beruhigend, denn so richtig wasserdicht war es nicht, was Frau Life Science die ganzen Wochen hier gemacht hat, nur weil sie vor Wochen einmal einen Polizisten gefragt hatte, der die Lage am Anfang der Maßnahmen wahrscheinlich gar nicht voll und ganz überblicken konnte, aber sein mündliches OK gab. Sie hat es einfach riskiert, für die Kinder. Und für sich. Damit sie Mensch bleiben kann und nicht Katze werden muss.

Wenn es an einem Betreuungstag mitten am Tag klingelte und es noch nicht die vereinbarte Abholzeit des halblegal anwesenden Kindes war, musste sie schon Angst haben, dass es das Ordnungsamt hätte sein können (das ja auch am Ostermontag Brandenburger Parkbänke gezielt anfährt zwecks Einhaltung des Sitzverbots), aber dann war es doch nur der Paketbote. Diese Sorgen sind vorbei, denn was nächste Woche erlaubt ist, kann heute und morgen nicht mehr angezeigt werden.

Es ist ein Fulltime-Job, halbwegs auf dem Laufenden zu bleiben, wie strafbar man sich gerade mit was macht oder wo das Kind hingehen und spielen darf, welcher Tierpark und Kleintierzoo in Berlin oder Brandenburg gestern, morgen oder nächste Woche seine Pforten öffnet, wer das Kind im nächsten Lebensjahrzehnt einmal wieder zu betreuen oder zu beschulen gedenkt. Und während Frau Life Science dies schreibt, poppt schon wieder eine Nachricht auf, dass die Spielplätze in Berlin am 30.4.2020 vom Flatterband befreit werden. Sogar alle gleichzeitig und nicht in umgekehrter Reihenfolge ihrer bezirksweise einzelnen Schließung.

In diesem ganzen Irrenhaus der Regelungen, dem Hin- und Hergaloppieren zwischen alles verbieten und alles erlauben, ist das Virus immer das gleiche geblieben.

Die Kinder verstecken sich vorsorglich in einer Höhle.

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