Frau Mussgehen

Neues Schuljahr, neue Aufgaben. Jetzt doch mal wieder Verantwortung. Klassenlehrerinnen-Amt für Frau Life Science. Nach 8 Jahren oder so.

Das Schuljahr hat längst angefangen, immer noch gilt der Satz: „Ich habe Teilzeit und weiß nicht, wann“, bzw. mitunter heißt das Motto auch: „Ich habe gar keine Teilzeit, obwohl ich Teilzeit habe“. Dies jedenfalls moniert der Lifescientist neuerdings. (Gegen die 6 Wochen Vollzeit-Sommerferien hatte er aber nichts einzuwenden).

Teilzeit / Vollzeit hin oder her, das Gehalt gehört anscheinend ohnehin nicht Frau Life Science, die Kollegin jedenfalls schlägt vor, dies, jenes und noch mehr könne (oder müsse?) die Klassenlehrerin privat anschaffen, das sei halt so im Lehrerberuf, man könne es schließlich von der Steuer absetzen. (Frau Life Science ist Klassenlehrerin, die Kollegin aber aktuell keine).

Natürlich kauft Frau Life Science schon seit dem Ref auf private Rechnung, was immer ihr beim Arbeiten hilft, aber wenn SIE möchte, nicht als eingepreiste Selbstverständlichkeit. Bis auf Weiteres finanziert sie also keine Taschentücher (!) für Kinder, die nicht ihre eigenen sind, und auch sonst nichts dergleichen und sie macht eine Notiz an sich selbst: auf Abgrenzung Schule/privat achten, sonst wird das nüscht.

Nur drei Bauklötze aus der Kiste ihres Sohnes bringt sie morgen mit, zum Fenster Blockieren beim Lüften.

Und nen Blumenstrauß fürs Klassenzimmer und Begrüßungsüßis mit Bastelkram. Und Servietten. Geburtstagsgeschenke für die 25 Kinder. Und nen Tesaspender. Tacker auch. Und nen Klangstab. Den letzten hatte sie versehentlich verschenkt. Sonst nix. Außer den Ablagekörben. Also, sie achtet da auf eine gewisse Trennung.

Noch bevor die Schüler aus den Ferien kommen, gibt’s nen Haufen Besprechungen. Eine fängt nach dem Zeitpunkt an, am dem sie hätte fertig sein sollen, das ist im Zeitplan der Familie Life Science aber nicht vorgesehen.

„Tut mir leid, Leute, ich würde gerne hier noch mit euch sitzen über trockenen und fettfreien Listen, aber ich muss heim. Zu der richtigen Arbeit, die ohne Sitzen und mit dem Dreck an der Wand.“

Anderntags grillt der Hausmeister Reste ab, jemand muss sich böse verschätzt haben, jeder darf vorbeikommen, außer Frau Science, die muss gehen. Egal was: immer muss sie gehen.

Wie ist denn deine neue Kollegin so?

Ach, die Frau Mussgehen? Schon ok, aber sie muss gehen…

Und als Frau Life Science gerade zuhause in die Hofeinfahrt radelt, da klingelt auch schon ihr Telefon. „Wo bleibst du?“, fragt der Lifescientist. Er möchte aus dem Kinderparadies abgeholt werden. Und vor allem möchte er ins Labor.

Fliegender Wechsel, Doppelschicht, zwei Kinder ins Bett bringen. Danach Schulsachen machen. So ist das eben, wenn man noch keine tägliche Betreuung hat. Erst morgen beginnt des Herzmädchens Eingewöööööööhnung.

Vieles könnte Frau Life Science noch berichten über ihre neuerliche universelle Zuständigkeit (fast wie zuhause) und die Tatsache, dass sie niemals alles beherrschen wird, was da auf sie einströmt, und dass sie, wie eine ihrer Kolleginnen in Zukunft jede Irritation weglächeln wird, das ist das Kompetenteste, was sie je gesehen hat.

Vieles gäbe es noch zu berichten, aber sie muss halt eben gehen. Ins Bett.

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