Pediculus humanus capitis

Wer beim Kinder ins Bett bringen noch schnell aufs Handy guckt, findet auch einmal unangenehme Nachrichten, zum Beispiel eine schulische Läuse-Meldung. Und das am Freitagabend. Erstmal kurz den Kinderkopf kontrollieren.

Ach, soooooo sehen Läuse aus…! Frau Life Science hatte sie sich dunkler vorgestellt. Klar war jedoch: das was hier krabbelte, gehörte nicht auf den Kopf ihres Großen.

Während der Mikrobiologe des Hauses plante, einen Vertreter der gerade gefundenen Parasiten zu fangen und in einem Schraubglas zu isolieren, dachte Frau Life Science nur an eines: die sofortige Ausrottung der gesamten Schädlingspopulation. Was wollte er mit der einen Laus denn machen? Sich unterhalten?

„Die Diagnose steht“, zitierte Frau Life Science den Ausspruch ihrer Kinderärztin bei der letzen Seuche und melde sich ab, um zur diensthabenden Apotheke zu fahren. Als sie auf die Straße trat, fand sie das Auto nicht. Ihr bisheriger geheimer Privatparkplatz hatte sich vor einiger Zeit in eine Baustelle verwandelt. Seither stand vor fast jeder Autofahrt erstmal das große Suchen. Sie musste nochmal zurück. “Wo hast du geparkt, Lifescientist?“ “Da in der Seitenstraße da“ antwortete er, und wedelte mit dem Arm. „Hat die Seitenstraße auch einen Naaaaamen?“ Frau Life Sciences Nerven lagen blank.

„Hier ist das Zeug!“, sagte Frau Life Science, als sie von der Apotheke zurückkam und die zwei Flaschen auf den Tisch stellte. Der Lifescientist zog sich, wie immer in solchen Fällen zurück, um die Packungsbeilage zu studieren. Inzwischen musste man auch beim Herzmädchen von einer stehenden Diagnose sprechen, während das Kind selbst lag, weil es schon schlief. Es konnte erst am nächsten Morgen entlaust werden.

Das mit dem Läuseshampoo beim Neinhorn , das würde ja was werden, dachten die Herzmädchen-Eltern. Wo schon Kleidung anziehen, Zahnpflege oder Kämmen tagtäglich einen mittelschweren Trotzanfall auslöste.

„Da sind so Krabbeltiere, das Shampoo macht sie weg…“, versuchten die Eltern zu vermitteln. Da saß das Herzmädchen mit eingeschmiertem Kopf an seinem Platz am Esstisch, ein Halstuch um die Stirn, dennoch lief ihm die stinkende Soße den nackten Rücken hinab und von oben in die Windel hinein. Das Herzmädchen blieb ungerührt sitzen, löffelte Milchreis und sagte nichts.

Das war gut, denn so konnten die Eltern ihre Energie in den Wäschehaufen investieren. Er war inzwischen so hoch wie Otto Lilienthals Fliegeberg. Bettwäsche, Kissen, Kleidung. Mützen und Jacken. Ob das ganze Waschen überhaupt etwas bringen würde? Ein besseres Gefühl jedenfalls schon.

Familie Life Science hat in der Wohnung nur Platz für eine Waschmaschine, ein Trockner ist nicht vorgesehen. Im Keller geht nicht einmal das elektrische Licht, geschweige denn, dass man eine Leine anbringen könnte.

Das hieß alle Waschladungen auf der Leine bzw. Stuhllehnen und Zimmertüren trocknen. Sie drehten alle Heizungen auf 5 und bewohnten die nächsten drei Tage einen 3,5-Zimmer-Trockner mit beschlagenen Scheiben. An und zu lüfteten sie durch.

Nach und nach konnten sie die halbwegs getrockneten Wäschestücke wieder verräumen und der Wäscheberg schrumpfte auf ein halbwegs normales Maß.

Nun ist Ruhe eingekehrt im Hause Life Science. Aber die nächste Plage kommt bestimmt.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s